
Alena Buyx ist die moralische Instanz Deutschlands. Dass sollte man zumindest meinen, schließlich ist sie die Vorsitzende des Ethikrats. Als oberste Moral-Beauftragte des Landes hat sie sich natürlich auch zur WM in Katar geäußert:
„Meine Söhne werden sich ausgewählte WM-Spiele anschauen“, erklärt Buyx. „Und wir haben entschieden, sie machen dann immer eine Spende für jedes Spiel. Für welche Menschenrechtsorganisation bestimmen sie.“
Die „Entscheidung“, die Alena Buyx mit ihren Kindern getroffen hat, gleicht einen modernen Ablasshandel. Erst lädt man Schuld auf sich, man schaut ein Fußballspiel und stellt sich damit ins moralische Abseits. Danach tut man Buße, um sich von der Sünde freizukaufen. Unmoralisch sind damit all jene, die sich die Weltmeisterschaft einfach so anschauen oder auch gar nicht das Geld haben, an diverse Menschenrechtsorganisationen zu spenden.
Von der nationalen Identität über die geschlechtliche Identität bis hin zu der Frage, ob man Auto fährt, sämtliche Lebensbereiche werden moralisch aufgeladen. Dieser permanente Sturm an moralischer Entrüstung saugt jegliche Unbefangenheit aus dem Leben. Wer nicht vegan lebt, ist ein böser Mensch, wer Auto fährt, verpestet das Klima und wer Fußball schaut und nicht büßt, unterstützt die Steinigung von Schwulen.
Menschen wie Alena Buyx geht es in allererster Linie um die Selbstdarstellung. Die Sache selbst steht bestenfalls an der zweiten Stelle. Vor allem möchte sie sich als Mensch darstellen, der anderen moralisch überlegen ist. Buyx steht an der Spitze eines neuen Tugendterrors. Und in diesem gilt: Je größer der Verzicht, desto besser der Mensch. Selbstkasteiung ist gleichbedeutend mit moralischem Handeln und wer eine Sünde begeht, muss Buße tun. Dass ist es, was die Ethikbeauftragte Alena Buyx unter Moral versteht.
Schon während der Corona-Hochphase stellte sie irre Forderungen auf. Sie erklärte: „feuern aus allen Rohren was das Impfen anbelangt“ oder Maßnahmen „grundrechtsschonend (…) schrittweise hocheskalieren“. Solche Äußerungen waren bei der obersten Ethikbeauftragten Deutschlands an der Tagesordnung. Von der Wellcome-Trust-Stiftung erhielt Buyx Fordermittel. Die milliardenschwere Stiftung hat Beteiligungen an nahezu allen bekannten Pharmafirmen. Buyx sagt dem Fußvolk was es zu tun und zu lassen hat und verdient daran auch noch prächtig. Das nennt man heutzutage Ethik.
Der Ethikrat wurde 2001, damals noch unter Bundeskanzler Gerhard Schröder aus der Taufe gehoben. 26 Mitglieder gehören dem Rat an. Dass der Ethikrat von einem Regierungschef ins Leben gerufen wurde, sagt schon viel über ihn aus. Der moralische Wert eines staatlichen Ethikrates ist schon als solches fraglich. Bei der Art und Weise, wie der Ethikrat zusammengestellt wird, ist jedoch völlig klar, dass es Aufgabe des deutschen Ethikrates ist, die Regierungspolitik morlaisch abzusegnen. Die Mitglieder werden zur Hälfte auf Vorschlag des Bundestages und zur Hälfte auf Vorschlag der Bundesregierung ernannt. Die Regierungsparteien können sich folglich durchweg auf eine satte Mehrheit im Ethikrat verlassen. Die einzige Funktion von Alena Buyx und dem Ethikrat ist es, der Regierungspolitik eine moralische Legitimationsgrundlage zu geben.