
Bildungs-Armut in Deutschland: Laut einer neuen Studie des Ifo-Instituts liegt der Anteil der deutschen Schüler, ohne grundlegende schulische Fähigkeiten, bei sagenhaften 23,8 Prozent – also bei fast einem Viertel aller Kinder.
Damit haben deutsche Kinder und Jugendliche fast doppelt so häufig Bildungslücken wie japanische und fast viermal so häufig wie chinesische.
„Das sind erschreckende Zahlen“, so Ludger Wößmann, Bildungsexperte des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts über die Ergebnisse der Ifo-Studie, die am Freitag vorgestellt wurde. Weltweit werden mit 61,7 Prozent etwa zwei Drittel aller Kinder den schulischen Anforderungen nicht gerecht – gemeint sind grundlegendste Fähigkeiten, gemessen am untersten Kompetenzlevel des Schulleistungstests Pisa.
Zu diesen Fähigkeiten gehören unter anderem das Lösen von einfachen Routineaufgaben – ohne die Anwendung von Formeln-, Schlussfolgerungen ableiten zu können und Ergebnisse zu interpretieren. Diese rudimentären Fähigkeiten besitzen 23,8 Prozent der deutschen Schüler nicht – Deutschland beweist damit, dass es sich von einer einstigen Bildungsnation in Richtung einer Bildungs-Armut entwickelt. Ähnlich wie unser Nachbar Österreich, bei dem die Zahl mit 24,6 Prozent sogar noch höher liegt als bei uns.
Deutschland im europäischen Vergleich hinten
Die Ifo-Studie weist insgesamt starke regionale Unterschiede nach: In Subsahara-Afrika haben 89,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen Bildungslücken, während es in der Region im mittleren Osten und Nordafrika 63,9 Prozent, in Zentral-Asien 40,0 Prozent und in Europa insgesamt 25,9 Prozent sind – verglichen mit 22,2 Prozent in Nord-Amerika.
Deutschland und Österreich schmiegen sich also nah an den europäischen Mittelwert, schneiden beim genaueren hinsehen aber doch deutlich schlechter ab, als viele andere europäische Länder wie Estland (10,5), Polen (15,5), Slowenien (16,4), Irland (16,7), Dänemark (18,6), Großbritannien (19,0), Schweden (19,2), die Niederlande (19,4), Norwegen (20,9) oder Frankreich (22,2).
Vergleicht man die Zahl der Bildungslücken nach Einkommensstärke der teilnehmenden Länder, ergibt sich bei Ländern mit hohem Einkommen ein Prozentsatz von 23,9, bei Ländern mit höherem mittlerem Einkommen steigt er auf 33,8 Prozent, in niedrigem mittlerem Einkommens-Ländern auf 81,3 und in Ländern mit geringem Einkommen auf ganze 90,5 Prozent.
China ist statistischer Sieger, Guinea Verlierer
International geht China als deutlicher Sieger vom Platz: Mit nur 6,5 Prozent Bildungslücken bei ihren Schülern. Nur Macao, eine chinesische Sonderverwaltungszone, kommt mit 6,9 Prozent an China heran – sonst bleibt von allen Ländern nur noch Singapore mit 8,1 Prozent unter der 10 Prozent-Marke.
Am schlechtesten abgeschnitten hat Guinea mit 99,3 Prozent, gefolgt von mehreren anderen afrikanischen Ländern wie Niger, Chad und der Zentral Afrikanischen Republik mit je 99,2 Prozent.