70 bis 80 Prozent der ÖRR-Journalisten sind für Rot-Grün, sagt CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach. Der CDU-Innenpolitiker geht mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk hart ins Gericht, kritisiert mangelnde Distanz zur Bundesregierung und Bevormundung.
Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach (70) geht auf Distanz zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. „Es gibt ja viel Kritik an den öffentlich-rechtlichen Medien, die ich in ihrer Pauschalität früher nicht geteilt hätte, wo ich mir zunehmend Gedanken mache, ob diese Kritik nicht doch berechtigt ist“, sagte Bosbach der Interview-Plattform „Schuler! Fragen, was ist“. „Manchmal habe ich das Gefühl, du nimmst jetzt hier live an einer Berichterstattung der Bundesregierung teil, wo auch die kritische Nachfrage mir als Konsument fehlt und die kritische Distanz zur Politik. Ein kluger Kopf hat mal gesagt, man macht sich als Journalist nicht gemein mit einer politischen Sache, auch nicht mit einer guten. Man muss die kritische Distanz bewahren. Die kann ich mir im Augenblick oft nicht vorstellen. Für mich ist das Überraschende: Die müssen doch wissen, dass das Publikum es völlig anders sieht.“
Oft stimme schlicht die gelieferte Leistung der Öffentlichen nicht, sagte Bosbach. „Wenn man sich selbst immer wieder das Etikett ,Qualitätsjournalismus‘ anklebt, dann muss ich auch liefern. Wenn aber die versprochene Leistung mit der Lieferung nicht übereinstimmt, gibt es immer mehr Menschen, die skeptisch werden. Ich wünsche mir nicht, dass der öffentliche Rundfunk aus der politischen Landschaft verschwindet, aber ich wünsche mir, dass er neutraler berichtet. Obwohl ich natürlich weiß, dass dieser Wunsch völlig vergebens ist. Ich schätze mal: 70 bis 80 Prozent der dort Tätigen neigen eher Rot-Grün zu als anderen politischen Färbungen. Damit muss ich dann tapfer leben.“
Immer öfter fühle er sich auch bevormundet von den Sendungen in den öffentlichen Kanälen, so Bosbach. „Ich habe eher ein schlechtes Gefühl, wenn ich als Konsument der Auffassung bin, Moment, hier wird nicht berichtet, sondern hier wird mir erklärt, was ich über einen bestimmten Sachverhalt zu denken habe. Da werde ich immer unruhig. (…) Mein Problem ist, dass ein Teil der Wirklichkeit ausgeblendet wird, weil man glaubt, dass es klüger wäre, über diesen Teil erst gar nicht zu sprechen, weil den Leuten dann gar nicht auffällt, dass wir die Probleme haben. Und dieser Schluss ist ein Kurzschluss.“