
Wie das Wall Street Journal kürzlichberichtete, stünde die Bundeswehr im Fall eines russischen Angriffs innerhalb von zwei Wochen ohne Munition da. NATO-Standards erfordern dabei eigentlich Munitionsreserven für mindestens 30 Tage.
Nur um diese 30-Tagesbedarf zu decken müsste Deutschland eigentlich 20 Milliarden Euro ausgeben, so zitiert das WSJ Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt. Aktuell ist allerdings nur eine Milliarde eingeplant. Das bedeutet, also die Munitionsausgaben müssten eigentlich verzwanzigfacht werden – eine klaffende Lücke. Und von enormer Dimension, denn zum Vergleich: Die gesamten Verteidigungsausgaben im Haushalt betragen jährlich 50 Milliarden Euro.
Eine weitere Hürde für die Auffüllung der Munitionsbestände ist wohl die Einstufung der Waffenherstellung als nicht nachhaltig durch die Europäische Union. Das treibe private Investitionen von der Waffenindustrie weg.
Grundsätzliches Problem ist auch, dass Deutschland zwar über bedeutende Hersteller von Waffen, Panzer und anderem Gerät verfügt, aber kaum Kapazitäten hat um die nötige Munition dafür in großen Mengen herzustellen. Dafür ist man auf das Ausland angewiesen.
Wie das WSJ berichtet, wird Deutschland in Rumänien den Ausbau einer Fabrik aus der Sowjetzeit mitfinanzieren, um Granaten nach NATO-Standard herzustellen. Daneben sollen dort auch solche hergestellt werden, die mit sowjetischem Standard kompatibel sind und von der Ukraine verwendet werden können.
„Die europäische Produktionskapazität ist völlig unzureichend”, zitiert das WSJ Michal Strnad, den Eigentümer der Czechoslovak Group AS. Das tschechische Unternehmen ist für rund 30 Prozent der europäischen Produktion von Artilleriegeschosse des NATO-Kalibers 155 mm
verantwortlich. Selbst wenn der Krieg in der Ukraine über Nacht enden würde, würde Europa bis zu 15 Jahre brauchen, um seine Vorräte bei den derzeitigen Produktionsraten wieder aufzufüllen, sagt er.