Tinkerbell ist schwarz, die verlorenen Jungen sind Mädchen. Kann Disney wirklich nichts anderes mehr, außer Kindheitsträume als Projektionsfläche für ihre Ideologie zu missbrauchen?

In Hollywood ist aktuell kein Klassiker vor dem Neuverfilmungs-Wahn sicher. Mit diesen „Updates“ ist der Charme, den die Originale den Neuauflagen voraus haben, nicht das einzige, was verloren geht. Die Filmemacher von heute sind von extremen Fantasiemangel geplagt. Sicher, Disney war schon immer dafür bekannt, alte Märchen neu aufleben zu lassen – aber immerhin auch mit großem Erfolg. In ihren Filmen muss die kleine Meerjungfrau am Ende nicht in Meerschaum aufgehen und Dornröschen wacht nicht durch die Folgen einer Vergewaltigung sondern einen Kuss aus Liebe auf. Als riesigen Erfolg konnte der Kinderfilm-Gigant 1953 die Zeichentrick-Verfilmung von Peter Pan verbuchen. Die Geschichte von Peter Pan und seiner treuen Begleiterin Tinkerbell ist bis heute einer der erfolgreichsten Filme des Disney-Studios.
Klar, die Geschichte um Peter Pan ist ja auch ein Selbstläufer. Ein Junge, der nie erwachsen werden muss und mit seinen Freunden in einer Welt ohne Verbote aber dafür mit Feen, Meerjungfrauen und Piraten lebt. „Komm mit, komm mit mir dahin, wo dich nie wieder… nie wieder etwas Erwachsenes quält“ – mit diesen Worten lockte er Wendy in der Realverfilmung von 2003 mit ihren Brüdern nach Nimmerland. Doch damit ist jetzt Schluss: Mit der Politik ist jetzt die ultimative erwachsene Qual in die unschuldige Welt der Fantasiegestalten eingezogen. Peter Pan darf jetzt nicht mehr typisch schottisch sein, wie der Schriftsteller J. M. Barrie, der ihn einst erschaffen hat – in der Neuverfilmung von 2023 wird er von einem Südasiaten gespielt. Seine loyale Freundin Tinkerbell, die seit den Fünfzigern blond und blauäugig war, wird nun schwarz.
Gerade bei Tinkerbell ist das eine drastische Veränderung. Ihr Design war damals dem Schönheitsideal ihrer Zeit nachempfunden. Lange und wacker hält sich das Gerücht, Marilyn Monroe hätte für ihre Erschaffung als Vorbild gedient. Seit 1953 hat niemand die geflügelte Schönheit angerührt – bis heute, genau siebzig Jahre später. Linke Ideologie – die es nicht wahrhaben kann, dass in einer schottischen Geschichte aus dem letzten Jahrhundert die Hauptrolle keine schwarze Powerfrau ist – muss die altbewährten Leinwandlieblinge nun mit Macht zerstören.
Wie dämlich und unüberlegt diese plumpen „Verbesserungen“ sind, zeigt sich bei den verlorenen Jungen. Die bezeichnen sich zwar immer noch als solche, sind es aber nicht. Im Trailer fällt das auch Wendy auf, die fragt: „Aber ihr seid doch gar nicht alle Jungs?“. Eins der Mädchen antwortet darauf empört: „Na und?“ Na und? Ganz einfach. Dass die verlorenen Jungen nur aus Jungs bestehen, hat einen Grund: „Mädchen sind viel zu schlau, um aus dem Kinderwagen zu fallen.“ So hieß es zumindest in der Verfilmung von 2003 noch. Im feministischen Remake sind Mädchen jetzt auch dumm genug.
Damit reiht sich dieser Film nur als einer von vielen in eine mittlerweile lange Reihe an Trauerspielen ein.
Warum ist das ein Problem?
Was genau ist das Problem dabei? Das Problem ist nicht, dass man den schwarzen Mädchen keine schwarze Fee gönnt. Ganz im Gegenteil. Aber in der Welt von Kindergeschichten, in denen von tanzenden Nilpferden bis hin zu Meerjungfrauen alles möglich ist – wo liegt der Sinn, eine Figur, die für ihr blondes Haar bekannt ist, schwarz zu machen? Es ist doch so: Indem man Europäische Märchen auf Schwarze ummünzt, bedient man doch erst den Stereotyp, dass sonst keine andere Kultur etwas zustande bekommt. Und man bringt die Filmwelt um tatsächliche Vielfalt. Genauso wie der Vorstoß, die verwunschenen Jungen zu Mädchen zu machen, am Ende nach hinten los geht.
Der Regisseur des Films, David Lowery, ist nebenbei bemerkt übrigens weiß. Genauso wie der Regisseur der 2023 Version von Arielle, die die Kleine Mehrjungfrau schwarz besetzte. Pinocchio wurde 2022 ebenfalls neu verfilmt und besetzte „die Fee mit den blauen Haaren“ mit einer schwarzen Frau mit Glatze – der verantwortliche Regisseur Robert Zemeckis ist ebenfalls weiß. Ein Angriff in alle Richtungen: Schwarze bekommen die weißen Retter, nach denen sie nie gefragt haben, die Kinder bekommen keine Kinderfilme, sondern politisch korrekte Pamphlete, die nur durch den Namen getarnt sind. Niemand kann jetzt noch behaupten, diese Provokation sei nicht gewollt. Niemand kann auf naiv tun, wenn die Veränderungen immer ganz zufällig perfekt in das woke Weltbild passen. Es ist ja nicht so, als würden einfach alle Rollen wild vertauscht. Es wird nie eine nicht-europäische Rolle von blonden gespielt. Immer nur umgekehrt.
Das ist nicht revolutionär. Auch nicht mutig oder das, was der Diskurs noch gebraucht hat. Das ist einfach nur der faule Versuch, eine Diskussion zu erzeugen, um irgendwen noch in die Kinos zu locken. Plumpe politische Propaganda wird damit der Platzhalter für Kreativität und Talent. Ein Sinnbild für fast alles heutzutage.