114 Jahre nach der Gründung muss der deutsche Fahrrad-Hersteller Prophete Insolvenz anmelden. Die Tochterfirma Cycle-Union ist hiervon ebenfalls betroffen. Der entsprechende Insolvenzantrag wurde am 21. Dezember beim Amtsgericht Bielefeld gestellt. Die Zukunft der 280 Prophete- und 170 Cycle-Union-Beschäftigten ist ungewiss.

Wie das seit über einem Jahrhundert bestehende Traditionsunternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gelangte, ist ebenfalls noch unklar, insbesondere da sich die Firma vor allem auf die Herstellung von Elektro-Fahrrädern fokussiert hat. Seit 2017 hat sich der Anteil der E-Bike-Besitzer in Deutschland fast verdreifacht. Im Geschäftsjahr 2017/2018 erwirtschaftete man einen Umsatz von 150 Millionen Euro. Als Grund für die Insolvenz kommen in erster Linie Lieferschwierigkeiten sowie die steigende Inflationsrate in Frage.

Vor allem 2021 konnte die hohe Nachfrage wegen Lieferengpässen kaum noch bedient werden. Prophete vertreibt eher niedrigpreisige E-Bikes, die oft bei Lidl, Aldi oder in Baumärkten verkauft werden. Prophete selbst hat die Produktion schon in den letzten Jahren stark nach Indien und Rumänien verlagert, um die Preise zu drücken. Die Insolvenz des Unternehmens ist deswegen umso überraschender.

Die Tochterfirma Cycle Union GmbH ist hingegen eher auf höherpreisige Fahrräder spezialisiert und lässt noch zu großen Teilen in Deutschland produzieren. Die Insolvenznachricht erreichte die Beschäftigten kurz vor Heiligabend. Wie es mit den Angestellten nun weitergeht, ist nicht geklärt. 450 Mitarbeiter haben Prophete und die Tochterfirma Cycle-Union zusammen. Einige davon sind an Standorten im Ausland beschäftigt. Zumindest die Zahlung der Löhne sei bis Februar gesichert. Insolvenzverwalter Manuel Sack erklärte, Prophete mit all seinen Ablegern erhalten zu wollen. Doch es wird wohl ein steiniger Weg für das Unternehmen – und aktuell stehe man noch „ganz am Anfang“
