
„Wenn wir die Preise anpassen würden, müssten unsere Bücher 30 Euro kosten. Doch das geht nicht.“, erzählt eine Sprecherin des Münchner Tulipan-Verlags der Presse.
Die Geheimnisse von Nimmerland, die Schlachten der Ritter der Tafelrunde, die Abenteuer von Momo. Jeder hatte dieses eine Buch, das man sich als Kind immer und immer wieder vorlesen lassen hat. So lange bis man jedes Wort auswendig kann, genau weiß, ab welchem Satz umgeblättert wird. So weit, dass man sich mit dem Buch in der Hand aufmacht, krakeelt: „Papa guck mal, ich kann schon lesen!“, sich mit seinem Buch auf dem Sofa positioniert und die ganze Geschichte auswendig vorträgt, obwohl man gerade mal die Buchstaben des eigenen Namens kennt. Papa sitzt lächelnd und stolz da und verschweigt, dass man das Buch während der gesamten Lesung falsch herum gehalten hat.
Kinderbücher sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, weil sie jeden von uns geprägt haben. An Kinderbüchern erkennt man, wie es um uns und unser Land steht: Sind sie zensiert? Müssen sie gewisse Botschaften enthalten? Oder lassen sie Kinder einfach Kinder sein, gehütet in ihrer grenzenlosen Fantasie? Doch was sagt es über unser Land aus, wenn Kinderbücher nicht mehr ohne Weiteres zugänglich sind? Die hohen Papier- und Energiepreise machen auch vor unseren Kindheitshelden nicht halt. „Wenn wir die Preise anpassen würden, müssten unsere Bücher 30 Euro kosten. Doch das geht nicht.“, erzählt eine Sprecherin des Münchner Tulipan-Verlags der Presse. Nein, das geht nicht.
Der Tulipan-Verlag ist da auch bei Weitem nicht alleine: cbj, cbt und Pinguin Junior haben ähnliche Probleme. Die Preise für Material und Produktion schwanken wöchentlich, sichere Angaben sind unmöglich. Die Verlage merken bereits eine Kaufzurückhaltung. Wer plötzlich bei so alltäglichen Dingen wie Lebensmitteln und einer warmen Wohnung mehr Geld einplanen muss, der ist gezwungen, an anderen Stellen zu sparen. Was sagt es über unser Land aus, wenn ein Kinderbuch zu Luxus wird?