
Die Energiekrise in Deutschland ist eine Chronologie des Versagens – immer mehr Energieversorger müssen wegen der politisch verschuldeten Preissteigerungen ihren Kunden kündigen oder horrende Rechnungen stellen. Jetzt kommt die Kostenlawine auch auf die Berliner zu: Das Unternehmen „Gasag“, das fast 500.000 Berliner Verbraucher beliefert, erhöht seine Preise zum Jahreswechsel drastisch – Kunden zahlen bald das Doppelte.
Der Gasmarkt steht Kopf. Über Jahre galt, dass die Grundversorgung wesentlich teurer ist, als die Belieferung durch einen alternativen Anbieter. Vielerorts hat sich das inzwischen geändert. Das hat vor allem mit dem Einkaufsverhalten der Anbieter zu tun. Die Grundversorger greifen auf einen großen und stabilen Kundenstamm zurück. Außerdem können die örtlichen Betreiber nicht einfach Kunden ablehnen oder Verträge kündigen. Deswegen müssen die Grundversorger langfristig planen und kaufen schon weit im voraus Strom und Gas für die Zukunft. Von Schwankungen an der Strom- und Erdgasbörse sind sie so ein Stück weit unabhängig.
Doch nun müssen sich auch Kunden der Grundversorger auf eine Kostenlawine gefasst machen. Das Berliner Unternehmen „Gasag“, das fast 500.000 Verbraucher beliefert, erhöht ihre Preise zum Jahreswechsel drastisch. Die Haushalte der Hauptstadt zahlen derzeit rund zehn Cent pro Kilowattstunde plus Grundpreis. Ab 2023 wird es einen Aufschlag von 9,62 Cent pro Kilowattstunde geben. Auf den durchschnittlichen Berliner Haushalt, der im Schnitt 12.000 Kilowattstunden Gas verbraucht kommen damit Mehrkosten in Höhe von 96 Euro zu. Der von der Bundesregierung geplante Gaspreisdeckel ist hier allerdings noch nicht einberechnet.
Doch auch dieser ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wie der Gasag-Vertriebsvorstand Matthias Trunk dem rbb vorrechnet: „Wenn wir unterstellen, dass die Gaspreisbremse kommt und anteilig fürs nächste Jahr wirkt, dann wird es ungefähr 48 Prozent teurer. Das ist für ein kleines Einfamilienhaus mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden etwa ein Monatsbetrag von 90 Euro.
Dass damit das Ende der Fahnenstange erreicht ist, kann bezweifelt werden. Vielmehr ist zu befürchten, dass die Preise der Grundversorger noch weiter in die Höhe steigen. Verbraucher deren Anbieter teurer als die Grundversorgung ist, könnten kündigen. Andere könnten wiederum von ihren Anbietern gekündigt werden, weil diese ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können und damit automatisch in die Grundversorgung rutschen. Außerdem könnten Versorger ihren Kunden plötzlich kündigen, weil sich deren Belieferung betriebswirtschaftlich nicht mehr rechnet. Auch wenn es zumeist nicht rechtmäßig ist, macht es immer öfter Schule. All diese Effekte würden die Preise für die Grundversorger weiter in die Höhe schnellen lassen.