
Einfach kälter duschen, um Gaskosten zu sparen – das kann lebensgefährlich werden. Mediziner erklären: Wird zu wenig heißes Wasser verbraucht, steigt das Risiko einer Legionellen-Infektion. Die Bakterien können schwerwiegende Lungenentzündungen auslösen, an denen bis zu 10 Prozent der Patienten sterben.
Es begann mit einem alltäglichen Szenario: Ende September fällt bei Familie G. aus Heilbronn der Gas-Durchlauferhitzer aus. Infolgedessen ist das Wasser kälter als üblich. Doch nur eine Woche später ändert sich die Situation: Herr G. bekommt hohes Fieber und fühlt sich in kurzer Zeit immer schlechter. Frau G. bringt ihren Mann zum Hausarzt, der das Ehepaar sofort ins Krankenhaus schickt. Dort die Diagnose: Herr G. leidet an der Legionärskrankheit, einer schweren Lungenentzündung, die durch Bakterien, sogenannte Legionellen, ausgelöst wird. Nach wenigen Tagen verstirbt der 63-Jährige infolge der Infektion an multiplem Organversagen. Kurz danach stellt das Gesundheitsamt im Duschschlauch von Familie G. einen Legionellen-Befall fest.
Frau G. ist schockiert und will in den Medien auf den schrecklichen Tod ihres Mannes aufmerksam machen. Bei „rtl.de“ schildert sie ihren Fall und erklärt mit Bezug auf die Warmwassertemperatur: „Sparen kann tödlich ausgehen“. Die Warnung trifft einen Nerv – laut einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK (Growth from Knowledge) erwägen 86 Prozent der Deutschen, Energiekosten zu sparen, indem sie weniger Warmwasser verwenden. 66 Prozent wollen dafür beim Duschen und Baden kälteres Wasser verbrauchen als bisher.
Mediziner wie der Allgemeinarzt Dr. Christoph Specht teilen die Sorgen von Frau G. Denn das Risiko, sich mit Legionellen zu infizieren, hängt nachweislich mit der Wassertemperatur zusammen. „Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius bieten ideale Wachstumsbedingungen für Legionellen. Oberhalb von 50 Grad Celsius wird das Wachstum wirksam gehemmt und oberhalb von 60 Grad Celsius sterben die Bakterien sogar ab“, erklärt Specht gegenüber RTL. Er rät daher, die Wassertemperatur immer wieder mal zu erhöhen, und keinesfalls als Sparmaßnahme dauerhaft niedrig zu halten, da sich sonst die Legionellen im Rohrsystem halten und weiter verbreiten können.
Sind erstmal Legionellen im Wasser, werden sie leicht über Aerosole übertragen, die zum Beispiel beim Duschen eingeatmet werden und so in die Lunge gelangen. Dort können sie eine schwerwiegende Lungenentzündung auslösen, die laut dem RKI bei 5 bis 10 Prozent der Patienten tödlich verläuft. Besonders Patienten über 50 Jahren mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Herz/Lungenerkrankungen sind gefährdet, schwere Krankheitsverläufe nach einer Legionellen-Infektion durchzumachen. Auch der verstorbene Herr G. war laut seiner Frau herzkrank und hatte bereits vier Herzinfarkte erlitten.
Legionellen-Befälle wie bei der Familie G. werden im Moment auch von Behörden zunehmend registriert. Im Sachsen-Anhalt hat das Gesundheitsamt des Landkreises Harz erst kürzlich in einer Pressemitteilung vor einer Verbreitung von Legionellen im Trinkwasser gewarnt. Auch in Wittenberg gibt es vermehrte Meldungen eines Legionellen-Befalls, wie der Leiter der Pressestelle des Landkreises gegenüber mdr Sachsen-Anhalt erläuterte.
Es ist nicht das erste Mal, dass Mediziner vor den gesundheitlichen Konsequenzen verrückter Energiesparmaßnahmen warnen. Erst im Oktober machten Betriebsärzte auf mögliche Gesundheitsschäden infolge dauerhafter Arbeit bei Temperaturen unter 19 Grad aufmerksam. Die Energiekrise geht zunehmend auf Kosten der Gesundheit der Deutschen.