Der Fall Lörrach hat für deutschlandweites Aufsehen gesorgt: 40 Mieter müssen ihr Zuhause, in dem sie seit teils vier Jahrzehnten wohnen, verlassen – damit 100 Flüchtlinge dort untergebracht werden können.

„Die Stimmung im Haus sieht so aus, dass die Leute ziemlich Existenzängste haben“, sagt Samuel zu „Achtung, Reichelt!“. Der 34-Jährige wohnt erst seit 5 Monaten in der Häuserreihe – seine schwerkranke Mutter und er haben nach endloser Suche und drei Jahren in einem Zimmer endlich eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit ein wenig Privatsphäre gefunden. Die Menschen, die in der Wölblinstraße leben, haben wenig Geld, sind alt, pflegebedürftig oder alles auf einmal – sie sind abhängig von den günstigen Wohnungen der Wohnbau Lörrach. Entsprechend groß war die Angst, als das Schreiben im Briefkasten lag. Das Unternehmen verspricht, neue, womöglich bessere Wohnungen zu vermitteln und auch beim Umzug zu unterstützen – für viele Mieter, die seit Jahrzehnten dort wohnen, ist das kein Trost. Sie wollen nicht gegen ihren Willen aus ihrem Zuhause vertrieben werden – oder sie haben Angst vor höheren Mieten.
Von Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz und Wohnbau-Chef Thomas Nostadt waren trotz der vielkritisierten Vorgehensweise und des harrschen Briefs keine Worte des Bedauerns, kein Verständnis für die Ängste der Mieter zu vernehmen.Stattdessen verstrickten sich Stadt und Wohnbau in eine Lüge, wie „Achtung, Reichelt!“ exklusiv recherchierte. Anders als behauptet, gab es nie konkrete Planungen für einen Abriss des Gebäudes dieses oder nächstes Jahr – jedenfalls konnte die Stadt auf Nachfrage dafür keine Belege vorweisen. Somit wurde auch nicht, wie behauptet, ein ohnehin anstehender unfreiwilliger Auszug der Mieter vorgezogen.
Sehen Sie hier die gesamte Reportage: Gekündigt! Mieter raus, Flüchtlinge rein: Der Zwangsumzug von Lörrach