
Pleiteticker-Kommentar
Von Sebastian Thormann
Immer mehr deutsche Unternehmen wenden ihren Blick ins Ausland, wenn es darum geht, in neue Produktionsstätten zu investieren.
In Deutschland lässt man immer öfter die Produktion stagnieren oder baut aktiv Stellen ab – zu hoch sind die Kosten hierzulande, und zu attraktiv ist das Ausland.
BASF etwa zieht es nach China. Für Deutschland kündigte der Konzern erst vor kurzem starke Einsparungen und wohl auch Stellenabbau an (Pleiteticker berichtete). In China dagegen will man nun weiter groß investieren, allen Bedenken um die Politik der kommunistischen Staatsführung zu trotz. China ist seit Jahren auf Konfrontationskurs zum Westen, spätestens seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ist vielen Unternehmen bewusst geworden, was für ein Risiko die Investition in einer aggressiven Diktatur sein kann. Und dies gilt nun erst recht für China – gerade im Hinblick auf Invasionspläne gegenüber seinem westlich gesinnten Nachbar Taiwan. Aber auch die Lockdowns aus der radikale NullCovid-Politik des Regimes schadet dortigen Produktionsstätten.
Trotzdem scheinen die Probleme in Deutschland das Risiko in Fernost zu überwiegen. Zu frostig ist das Wirtschaftsklima hierzulande, das mit immer neuen Regeln und explodierenden Kosten den Standort Deutschland immer unattraktiver werden lässt.
Vergangenes Jahr gab es bei VW Medienberichten zufolge Pläne bis zu 30.000 Stellen in Deutschland abzubauen. Davon ist nun erstmal nicht mehr die Rede. Klar ist aber, langfristig wird es auch in der Automobilbranche in diese Richtung gehen. Währenddessen investiert auch VW kräftig in China. Und das selbst dort in einigen der heiklesten Bereiche.
In der Region Xinjiang wo das chinesische Regime systematisch hunderttausende Angehörige der Uiguren-Minderheit verfolgt, hält VW weiter an seinem Werk fest und erzählt sogar ein VW-Joint Venture mit einem chinesischen Staatskonzern würde die „Situation für die Menschen“ dort verbessern. Dass es aufgrund der genozidalen Politik der chinesischen Staatsführung westliche Sanktionen für Unternehmen dort geben könnte, scheint auch hier nur als das kleinere Problem gesehen zu werden – verglichen mit der Lage am Wirtschaftsstandort Deutschland.
Hierzulande haben wir schon seit Jahren eine oft eingerostete Bürokratie die viele Großvorhaben lähmt, Steuern und Abgaben die nur abschrecken können und jetzt – nachdem wir die Früchte einer ideologisch verblendeten Energiepolitik ernten – für viele Unternehmen buchstäblich unbezahlbare Energiekosten.
Kein Wunder, dass wenn der kleine und mittelständische Firmen schon kaum überleben kann, die Industriekonzerne erst recht ins Ausland flüchten. Bitter nur, dass es für viele nun zu unseren Hauptfeind geht.