
Ist es okay Angst zu haben? Ja, es ist vollkommen okay. Historisch gesehen hat es nie etwas Gutes verheißen, wenn deutsche Panzer Richtung Osten gerollt sind.
Nun liefert Deutschland mindestens eine Kompanie, also 14 Leopard 2-Panzer an die Ukraine und erlaubt die Ausfuhr derselben aus Drittstaaten. Medial wird fast ausschließlich über das Auftreten von Olaf Scholz berichtet. Die einen loben ihn für seine jetzige Entscheidung. Die anderen kritisieren sein langes Zögern.
Dabei ist nicht das Zögern das Problem. Eine solch weitreichende Entscheidung sollte niemals leichtfertig getroffen werden. In Washington ärgerte man sich über Scholz‘ Bedingung, nur zu liefern, wenn auch die USA Abrams-Panzer schickten und beteuerte, so kurzfristig sei das nicht möglich. Dass der Kanzler abwartete, auf die USA wartete, ist mehr als verständlich. Washington ist weit weg von Kiew. Berlin liegt 1200 km Luftlinie entfernt. Oder sagen wir, nah dran. Und wenn es tatsächlich zu einer Eskalation kommt, möchte kein Staatschef allein dafür verantwortlich sein
Welche Auswirkungen hat die Panzerlieferung auf Deutschland?
Das wahre Problem ist also nicht das Zaudern, sondern: Das Gros der Bürger dieses Landes interessiert sich nicht für die außenpolitische Performance des Kanzlers. Sie wollen wissen: Was hat die Panzerlieferung mit meinem Leben zu tun? Sind wir nun Kriegspartei und provozieren gar einen Atomkrieg? Wirft Putin vielleicht irgendwann eine radioaktive Bombe über Berlin ab?
Natürlich ist es müßig, über die Zukunft zu spekulieren. Keiner kann vorhersehen, wie der russische Präsident reagiert. Er ist unberechenbar. Doch zur Beschleunigung des Friedens zwischen Russland und der Ukraine wird die deutsche Panzerlieferung ganz sicher nicht führen. Frieden wird nicht auf dem Schlachtfeld geschlossen, sondern am Verhandlungstisch.
Es gibt genug Probleme, mit denen sich die Menschen hierzulande herumplagen. Inflation, Wohnungsnot, Migration. Man ist weder Putin-Troll, noch Versteher, wenn man sich fragt, wieso Mengen an Geld in den Krieg eines nicht-NATO-Staates fließen, während sich hier viele Menschen kaum noch das Leben leisten können.
Fast die Hälfte der Deutschen will keine Panzerlieferung
Laut einer Umfrage der ARD will knapp die Hälfte der Deutschen keine Panzerlieferung. Es sind also nicht vereinzelte Verrückte, denen man nun ihre Angst ausreden muss. Gern wird behauptet, es seien nur Anhänger der AfD oder der Linken. Nein. Über 40 Millionen ganz normale Menschen im Land wollen keine weitere Verwicklung in den Krieg. Wollen sich nicht von Militärexperten erklären lassen, dass sie nichts zu befürchten haben. 40 Millionen Menschen wollen ein Leben in Frieden und ihre Rechnungen zahlen können.
Es steht außer Frage, dass die Ukraine unsere Unterstützung braucht. Doch müssen es Panzer sein? Was kommt als nächstes? Der ehemalige ukrainische Botschafter schrieb kurz nach Bekanntgabe des Lieferbeschlusses auf Twitter, er würde sich nun über Jets und U-Bote freuen.
Bei allem Verständnis für die dramatische Lage der Ukraine – es ist legitim zu sagen: „Germany first.“