
Laut Robert Koch-Institut ist die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung deutlich gestiegen. Die Belastung liegt deutlich über der der letzten Jahre. Auch vor Beginn der Corona-Pandemie waren die Zahlen nicht so hoch. Insbesondere Deutschlands Kinder leiden unter Infektionen wie dem RSV-Virus. Wegen zunehmender Fälle schlagen Ärzte Alarm.
„Wir sind wirklich zu 100 Prozent voll, ich kann keine neuen Kinder mehr aufnehmen“, sagte Stationsärztin Şeyda Ece Saribaş dem WDR. Sie arbeitet in der Kinderklinik in Dortmund – dort sind alle Betten belegt. Ein Bild, welches sich andernorts widerspiegelt: Die Kapazitäten seien im Grunde ausgeschöpft, mehr Kinder könne man nicht aufnehmen, erklärt der Leiter der Kinderstation am Klinikum in Worms. Im Clementine Kinderhospital Frankfurt bewege man sich „an der Grenze unserer Kapazitäten“, heißt es. Auch in vielen anderen Städten sind die Kinderkrankenhäuser am Limit. In mehreren Bundesländern, darunter Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, gebe es schon jetzt kaum ein freies Kinderbett in Kliniken mehr, sagte Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und Oberarzt in München. Er sprach von „Katastrophenzuständen“ – Familien mit kranken Kindern müssten teils in der Notaufnahme auf einer Pritsche schlafen. Viele betroffene Kinder seien schwer krank und müssten beatmet werden.
Grund dafür: Eine Welle an Atemwegserkrankungen, die insbesondere Kinder betrifft und bedroht. Laut Robert Koch-Institut ist die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung deutlich gestiegen. Auch in den Jahren vor Corona waren die Zahlen nicht so hoch wie jetzt. Influenza, Rhino-Viren und RS-Viren schlagen aktuell voll durch. Kinder und Babys sind besonders betroffen und gefährdet, weil sie aufgrund der Lockdown- und Maskenmaßnahmen der letzten Jahre keine Immunität gegen solche Krankheiten aufbauen konnten – das rächt sich jetzt.
Insbesondere das RS-Virus bereitet Ärzten Deutschlandweit Sorgen. Das Respiratorische Synzytial-Virus taucht weltweit als Erreger zyklisch in den Wintermonaten auf und kann bei einer Infektion eine Erkrankung der Atemewege auslösen. Bereits im Spätsommer 2021 hatte es eine unüblich hohe RSV-Welle gegeben. Nun sei die Lage aber schlimmer, sagte Hoffmann. Auf der gesamten Nordhalbkugel gebe es ein „dramatisches epidemisches Geschehen“. Innerhalb des ersten Lebensjahres hätten normalerweise 50 bis 70 Prozent und bis zum Ende des zweiten Lebensjahres nahezu alle Kinder mindestens eine Infektion mit RSV durchgemacht. Im Zuge der Corona-Maßnahmen waren viele solche Infektionen allerdings zeitweise ausgeblieben.