Eigentlich sollte ihm der Prozess gemacht werden. Doch Henning Jeschke unterbrach die Verhandlung und klebte sich an einem Tisch fest.

Angeblich glaubt er an den Rechtsstaat. Deshalb, so Henning Jeschke, tue er, was er tut. „Ich kann nicht anders, weil mir der Rechtsstaat am Herzen liegt.“ Dabei stellt er sich nicht etwa der Anklage wegen Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr – er wartet das vermutlich lasche Urteil gegen ihn und seine Sinnesgenossen von der „Letzten Generation“ nicht mal ab. Stattdessen klebt er sich an einen Tisch im Gerichtssaal.
Dabei muss man kein Rechtsgelehrter sein, um zu verstehen, dass er sich mit seiner Klebeaktion gegen den Rechtsstaat stellt. Denn das Parlament verabschiedet im Namen des Volkes Gesetze. Die Regierung setzt diese Gesetze durch. Die Justiz urteilt dann, ob Gesetze gebrochen wurden und bestraft entsprechend. Eigentlich nicht so kompliziert – und sich an den Tisch kleben gehört auch nicht dazu.
Was Jeschke will, ist weder Rechtsstaat noch Gewaltenteilung. Er will die Diktatur seines Klima-Glaubens. Ginge es nach ihm, so hätte der Richter auf den „Klimanotstand“ eingehen müssen. Außerdem sollten „Sachverständige aus Klimawissenschaft und Protestforschung“ angehört werden, wie Mirjam Herrmann von der „Letzten Generation“ auf Twitter fordert. Diese würden dann erklären, dass die Protestform angemessen und verhältnismäßig wäre.
„Privatjet-Flieger vor Gericht stellen“
Auf die Anklagebank kämen dann alle anderen. Allen voran die klimazerstörenden Privatjet-Flieger. Wir erinnern uns an Ursula von der Leyen, die im Winter 2021 für 47 Kilometer den von Steuergeld finanzierten Privatjet nahm. Dieselbe Ursula von der Leyen, die zwei Jahre zuvor ihren European Green Deal vorstellte. Den grünen Wirtschaftsplan für die gesamte Europäische Union, mit dem wir wie die Grünen plakatierten, unser „grünes Wirtschaftswunder“ erleben würden.
Glücklicherweise ließ sich der Richter nicht von Jeschkes Selbstdarstellung beeindrucken. Kurzerhand verließ er den Raum und ließ den 23-jährigen Klimaaktivisten mitsamt Tisch aus dem Gericht werfen. Wie ein Held posierte er daraufhin auf Twitter, nun der stolze Besitzer eines neuen Tisches. Wie die wahren Widerstandskämpfer, die sie sind, ging es danach mit der U-Bahn zum Falafel essen. „Wir essen immer nach Gerichtsprozessen Falafel“, erklären die Weltretter auf Twitter.
Immerhin erschien Jeschke zu seinem Gerichtstermin. Ein Fortschritt im Vergleich zu Luisa S. und Yannick S., die es mit dem Klimaschutz so ernst nahmen, dass sie nach Bali flogen. Zwar nicht im Privatjet, trotzdem wurden 7,9 klimaschädliche Tonnen Co2 in die Atmosphäre geblasen. Ihren Gerichtstermin verpassten die beiden. Nicht weiter tragisch – schließlich sorgen sie auch bei anderen für verpasste Termine.