
Zum allerersten Mal berichtet die Tagesschau über die Twitter-Files, die Enthüllungen von Elon Musk dazu wie Twitter auf Geheiß von Regierungsbehörden und politische Akteuren Tweets und Accounts blockierte. Aber statt sich damit ernsthaft zu befassen, erklärt der Faktenfinder die veröffentlichten Interna wahlweise zu „Verschwörungsmythen” oder als „schon lange bekannt”.
„Der große Skandal blieb bislang aus. Vor allem außerhalb der USA sorgten die Twitter Files für wenig Aufmerksamkeit”, schreibt die Tagesschau. Kein Wunder, schließlich berichtete die Tagesschau selbst zuvor nie darüber. Wer doch darüber berichtete, der gehöre zu „verschwörungsideologischen Kreisen”, heißt es stattdessen beim Faktenfinder.
Dass Twitter „unliebsame Meinungen und Nutzer mindestens in ihrer Reichweite” einschränkte und „dabei auch mit Geheimdienstorganisationen und staatlichen Akteuren” zusammengearbeitete sein ein „Narrativ, das in den USA von verschwörungsideologischen und rechten Kreisen bereits seit Jahren verbreitet wird”, schreibt der Faktenfinder zunächst.
Nur wenig später gibt man dann zu, dass diese vermeintlich rechte Verschwörungstheorie wahr ist und tatsächlich Tweets und Accounts markiert und in ihrer Reichweite eingeschränkt wurden. Dies sei aber gängige Praxis und daher völlig normal, verteidigt man das Vorgehen. „Dabei verwendeten sie viele unterschiedliche Marker, um zu sehen, was zur Diskussion beiträgt und was nicht.” Es ging also nur darum, wer etwas „zur Diskussion beiträgt”, nicht um politische Haltungen, das will der Faktenfinder einem hier weißmachen. Dass Zensurwünsche teilweise direkt aus Parteizentralen, etwa von Joe Bidens Partei kamen, ist hier kein Wort wert.
Außerdem heißt es dann beim Faktenfinder: Dass „große Soziale Netzwerke wie Twitter auch mit Geheimdiensten in Kontakt” waren, wäre „wenig verwunderlich” gewesen. In einem Moment noch Verschwörungstheorie, im nächsten nur ein beiläufiges Detail.
Denn so harmlos war der Kontakt keineswegs: Tatsächlich gab der „National Election Command Post” des FBIs regelmäßig Listen an unliebsamen Tweets an Twitter weiter. Zum Teil ist die Rede davon, dass das Weiße Haus von Joe Biden klar gemacht habe, man sei „sehr wütend”, wenn zu Corona-Themen nicht so gelöscht wurde, wie man es sich gewünscht hatte. Aber all das verschweigt der Faktenfinder.
Als Expertin, die Musk in eine rechte Ecke stellen soll, lässt der Faktenfinder u.a. auch Mareile Ihde zu Wort kommen lassen, die auf Twitter vor allem dafür bekannt ist, ihrem Hund Eierlikör zuzuführen und die FDP verlassen hat, weil für sie Wolfgang Kubicki „nichts mit Liberalismus zu tun” hat. Sie darf im Artikel ausbreiten, warum Musk politische Position „von der rechteren libertären bis hin zur rechtsextremen und verschwörungsideologischen Ecke” reiche. „Die Veröffentlichungen passen in sein Weltbild, dass die Regierungen hinter verschlossenen Türen irgendwelche heimlichen Absprachen treffen. Er stützt damit die Narrative vieler Verschwörungserzählungen, die in den USA kursieren”, zitiert sie der Faktenfinder und ignoriert dabei, dass man gerade selbst genau solche Absprachen für völlig normal und unkontrovers erklärt hat.
Damit schließt der Faktenfinder, das Zickzack ab, was sich durch den ganzen Beitrag zieht: Erst ist Twitters früheres Zensurverhalten eine Verschwörungstheorie, dann völlig normales Verhalten, dann doch wieder eine frei erfundene Verschwörungstheorie. Die Message ist klar: Hier gibt es nichts zu sehen. Und genauso behandelt die Tagesschau auch die Twitter-Files: Man schweigt sie völlig tot, bis man in einem vermeintlichen Faktencheck die ganze Story, all die internen Nachrichten an dessen Echtheit es keine Zweifel gibt, versucht als Verschwörungstheorie abzuschießen.