Vor 20 Jahren hatte man selbst beim Spiegel noch Humor. Das zeigt ein Archiv-Fund des Magazins.

„Das Modefach »Gender Studies« hat einen neuen Ableger für sexuelle Minderheiten bekommen“, schreibt der UNI SPIEGEL am 2. Februar 2003. Mit dem ersten Lehrstuhl für „Queer Theory“ an der Uni Hamburg habe, so schreibt der Autor, nun die „Beschäftigung mit Queer Theory und Themenfeldern von Transsexualität, Transgender, Bisexualität und Homosexualität“ Einzug in die deutschen Unis gefunden. Überraschend: Der heute schmerzhaft woke SPIEGEL versah den Artikel damals mit dem ironischen Titel: „Das Schwuchtel-Diplom“.
Nicht nur der Titel, auch der Artikel ist gezeichnet von freundlicher Skepsis. So wird eine Studentin des neuen Studiengangs gefragt: „Sind Queer Studies (…) nur etwas für Leute, die sich gern mit sich selbst beschäftigen, zumindest aber mit selbst gemachten Problemen, was in einigen Fällen auch dasselbe sein kann – ein Schwuchtel-Diplom, sozusagen?“. Die Antwort der Studentin (natürlich): „Nein“. Queer Studies verstehe sie eher als „das Infragestellen von Selbstverständlichkeiten“. Zu diesen angezweifelten Selbstverständlichkeiten gehöre, erklärt der Autor dann, unter anderem „die Annahme, dass es zwei Geschlechter gibt, Männer und Frauen nämlich“. Und schlussfolgert: „das wirft dann so viele Probleme auf, dass ein eigener Studiengang wohl unvermeidlich ist“. Jobperspektiven gebe es, so liest man zwischen den Zeilen, mit dem neuen Diplom wenige. Die Studentin sieht sich später „vielleicht in den Medien“.
Es ist schwer zu glauben: Vor nicht einmal zwanzig Jahren war es im SPIEGEL offensichtlich noch erlaubt, Schwulenwitze zu machen und skeptisch gegenüber den Gender-Ideologie zu sein. Wie lange der Artikel noch im Archiv zu finden sein wird, bleibt abzuwarten. Wir haben ihn jedenfalls gespeichert.