Langstreckenflüge als Klimaaktivist. Ist das moralisch vertretbar? Luisa Neubauer erklärt im Podcast von Kurt Krömer: ja. Denn: „Besser Doppelmoral als gar keine Moral.“

Kurt Krömer startete seinen Podcast „Feelings“ beinahe zeitgleich mit dem Ende seiner Kult-Sendung „Chez Krömer“. Der Gimmick seines Podcasts: ein Überraschungsgast von dem er vorher nichts weiß. In der aktuellen Folge sitzt ihm Luisa Neubauer gegenüber, die, wie er anmerkt, nach Erdbeere riecht. Und dann spricht er mit Deutschlands bekanntester Klimaaktivistin und Gesicht von Fridays for Future über politische Verantwortung und moralische Selbstinszenierung.
Erst Geplänkel, dann der Knaller
Neubauers Frage, ob Krömer jemals eine Klima-Demonstration besucht hat, verneint er. Er kriege aber Post von Fridays for Future, zuletzt als er dabei war, einen Flieger nach Thailand zu nehmen. Angeblich habe Fridays for Future ihn dazu eingeladen, bei einem Plenum zu sprechen. Krömer wirft dabei eine wichtige Frage auf: „Ist das eigentlich political correct, was ich hier mache? Ich fliege jetzt 15 Stunden mit dem Flugzeug um die halbe Welt herum und antworte jetzt Fridays for Future, dass ich mich für Klimaschutz einsetze“.
Ein klarer Wink mit dem Zaunpfahl. Anfang Februar wurde bekannt, dass zwei Klimakleber der Letzten Generation nach Bali in den Urlaub geflogen sind und dafür auch noch einen die selbst Gerichtstermin schwänzten. Die Aktivistin der Letzten Generation, Carla Hinrichs, erklärte „es wurde ein Haar in der Suppe gefunden“. Vorwürfe der Doppelmoral wies sie zurück.
„Besser Doppelmoral als gar keine Moral“ – echt jetzt?
Luisa Neubauer präsentiert in Krömers Sendung einen anderen Ansatz. Als Klimaaktivist nach Thailand zu fliegen erfülle durchaus den Tatbestand der Doppelmoral, räumt sie ein. Aber, so Neubauer völlig ironierfrei: „Besser Doppelmoral als gar keine Moral“. Viele Zuschauer trauten ihren Ohren nicht – doch der Satz ist exakt so und ohne jede Relativierung Neubauers gefallen.
Aber eigentlich auch kein Wunder: Immerhin war Neubauer nach eigenen Angaben bisher mindestens in Indonesien, China, Kanada, Hong-Kong, Marokko und Namibia. Ihren Spitznamen Langstrecken-Luisa hat sie sich wohl verdient. „Ich will jetzt deine Urlaubsflüge nicht kleinreden, aber das ist wirklich unser kleinstes Problem“, erklärt sie Krömer.
Krömer: „ein bisschen verlogen“
Für Krömer hingegen wirkt es trotzdem „ein bisschen verlogen“, als Klimaaktivist in den Urlaub zu fliegen. Neubauer, ungerührt: Man müsse mit sich selbst ausmachen, wie man persönlich lebt. „Du kannst dich, wenn du willst, mal fragen, brauch ich diesen Urlaub? Vielleicht fühlt es sich auch cool an, woanders hinzufahren, wo man vielleicht nicht fliegen muss.“
Klimafreundlich leben ist laut Neubauer momentan gar nicht möglich. „Niemand tut das, das können wir im Moment überhaupt nicht.“ Daher sei es allerdings umso wichtiger, „sich für politischen Wandel einzusetzen“.