
Die Übernahme von Twitter durch Elon Musk war ein politisches Erdbeben. Nun hat Musk nicht nur Kontrolle über den Kurznachrichtendienst, sondern macht auch öffentlich, was sich bei Twitter intern abgespielt hat. In der dritten Auflage der „Twitter Files“, wird deutlich, wie eng Twitter und die US-Behörden tatsächlich zusammenarbeiteten.
In einer Reihe von Tweets am Freitagabend erklärte der unabhängige Journalist Matt Taibbi, dass interne Nachrichten des Unternehmens zeigen, wie die internen Standards von Twitter in den Monaten vor dem 6. Januar erodierten. Twitter-Führungskräfte beschlossen, den damaligen Präsidenten Donald Trump nach dem Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 von ihrer Social-Media-Plattform zu verbannen. Der Umgang mit dem damaligen US-Präsidenten Trump wirft Fragen auf. Insbesondere schockierend ist die enge Kooperation mit führenden US-Behörden.
So soll es gar eine Art internen obersten Gerichtshof gegeben haben, der über die Zulässigkeit oder Nicht-Zulässigkeit von Meinungsäußerungen urteilte. Taibbi führt aus: „Es gab zumindest einige Spannungen zwischen Safety Operations – einer größeren Abteilung, deren Mitarbeiter einen eher regelbasierten Prozess zur Behandlung von Problemen wie Pornos, Betrug und Bedrohungen anwandten – und einem kleineren, mächtigeren Kader von leitenden Politikern wie Roth und Twitters ehemaliger Trust and Policy Chief Vijaya Gadde. Die letztgenannten Gruppe war eine Art Oberster Gerichtshof der Moderation, der im Eiltempo Entscheidungen über Inhalte fällte, oft innerhalb von Minuten und auf der Grundlage von Vermutungen, Bauchgefühlen und sogar Google-Suchen, sogar in Fällen, in denen der Präsident involviert war.“
„In dieser Zeit standen die Führungskräfte auch in engem Kontakt mit Bundesbehörden und Geheimdiensten, um wahlbezogene Inhalte zu moderieren. Man stehe zwar noch am Anfang dieser Überprüfung und doch erfahre man täglich mehr über die Interaktionen. Die Files offenbaren auch, dass Policy Director Nick Pickles gefragt wird, ob man sagen solle, dass Twitter „Fehlinformationen“ durch „ML“, menschliche Überprüfung und Partnerschaften mit „externen Experten“ erkennt. Pickles hingegen fragt schnell, ob sie „einfach „Partnerschaften“ sagen könnten“. Er sei sich nicht sicher, ob man das FBI oder das DHS (das amerikanische Innenministerium) als „Experten“ bezeichnen könne. In einem weiteren Chat, der von Taibbi veröffentlicht wurde, kommt heraus, dass er sich auch noch regelmäßig mit dem Büro des Direktors des Nationalen Geheimdienstes getroffen hat.
In einem aufwühlenden Bericht an die Behörden schildert Pickles Kommunikationsschwierigkeiten. Zudem zeigt dies auf wie groß der Einfluss der US-Behörden auf Twitter wirklich war. In vorliegendem Chat geht es um eine Story aus der New York Post, in der die Skandal-Emails von Hunter Biden publik gemacht wurden: „Wir haben die NYP-Geschichte blockiert und dann entsperrt (aber das Gegenteil gesagt) … die Kommunikation ist wütend, Reporter denken, wir sind Idioten … kurz gesagt, FML“ (fuck my life).
Diese Chats belegen die enge Kooperation zwischen hochrangigen US-Behörden und der wohl einflussreichsten Politik-Plattform. Dass es zwischen Trump oder den Republikanern jeweils Absprachen mit Twitter gegeben hätte, dafür findet Taibbi jedoch keine Hinweise. Er schreibt: „Bei der Untersuchung des gesamten Wahldurchsetzungs-Slacks haben wir keinen einzigen Hinweis auf Moderationsanfragen von der Trump-Kampagne, dem Weißen Haus von Trump oder den Republikanern im Allgemeinen gesehen“. Und weiter: „Sie können existieren: Uns wurde gesagt, dass sie existieren. Hier fehlten sie jedoch.“