
Die kleine Gemeinde Greußenheim in der Nähe von Würzburg verliert ihren angestammten Supermarkt. Ganze 120 Jahre versorgte er den Ort mit Lebensmitteln des täglichen Bedarfs. Damit ist jetzt Schluss.
Ende nach vier Generationen. Nur 1.700 Einwohner hat das kleine Greußenheim. Und nur einen Supermarkt. Nach mehr als einem Jahrhundert schließt dieser zum 31. Januar 2023 seine Türen. Wie die mainpost berichtet, sind vor allem die gestiegenen Energiekosten der Grund.
„Wenn ich täglich morgens 50 oder 100 Euro aus meinem Privatvermögen für Strom- und Heizkosten nehmen muss, um die Ladentüre überhaupt öffnen zu können, ist die Grenze erreicht“, sagt Inhaber Franz Seubert gegenüber der Zeitung. Die Energiekosten zwingen den 170 Quadratmeter großen Supermarkt in die Knie. Aber nicht nur sie sind der Schließungsgrund: Bereits in den Vorjahren hatte sich der Standort verändert.
„Wenn drei verschiedene Anbieter für Nudeln den Kunden nicht reichen, und beinahe jeder Kunde eine andere Sorte möchte, was mache ich dann mit den jeweils restlichen Packungen im Regal?“, fragt Seubert. Greußenbach diene der Bevölkerung überwiegend als Wohnort, wie die Bürgermeisterin berichtet. Daher erledigten viele Bewohner ihre Einkäufe auf dem (Rück-)weg zur Arbeit – nicht in Seuberts Geschäft. In Nachbarorten haben sich Penny, Netto und Rewe etabliert. Die haben deutlich mehr Auswahl – und ziehen Kundschaft an. Zuletzt umfasste das Sortiment bei Seubert zwischen 2000 und 3000 Artikeln. Zum Vergleich: In größeren Supermärkten gibt es mehrfach so viele Artikel, meist über 10.000.
1981 war der der Supermarkt der Familie vergrößert worden, danach firmierte er unter dem Motto „Edeka-Aktiv“. Wegen sinkender Verkaufszahlen wurde das Verhältnis zwischen dem kleinen Traditions-Geschäft und Edeka angespannter. Ein Mindestwarenwert von 1.700 Euro wurde festgesetzt, das Logo „Edeka-Aktiv-Markt“ durfte der Laden der Familie nicht mehr führen. Nur noch zwei Mal wöchentlich wurden Waren geliefert. „Auf Dauer schlucken die Großen die Kleinen“, nennt das Franz Seubert. Das sei der Zahn der Zeit, sagt der 62-jährige.