
Kommentar
Von Sebastian Thormann
Die Heute Show vom ZDF macht sich gewöhnlich einen Spaß daraus, sich auf Demos, Parteitagen und anderen Polit-Veranstaltungen die schrägsten Gestalten rauszupicken und sich an deren absurden Vergleichen und Verschwörungstheorien zu belustigen. Jeden Anflug von NS-Vergleichen, wenn es um übergriffige Regierungspolitik heutzutage geht, kann man dann als Tabubruch präsentieren. Nun, wenigstens braucht die Heute Show für den nächsten Beitrag dieser Art nicht besonders schwer zu suchen: Genau sowas liefert die Sendung selbst nämlich jetzt auf Twitter.
Dort stellte man Elon Musks Kauf von Twitter kurzerhand auf eine Stufe mit der Nazi-Sportpalast-Rede vom „Totalen Krieg”. Begleitet von einem in schwarz-rot-weiß gehaltenen Bild, in dem Hakenkreuzfahnen mit Twitter-Logos auftauchen und Musk mit der Frage „Wollt ihr den totalen Tweet?” präsentiert wird, schreibt die ZDF-Sendung: „Dank Elon Musk darf jetzt wieder jeder alles sagen auf Twitter! Totale Meinungsfreiheit!”
Die Heute Show zieht hier nicht nur den absurden Vergleich von Elon Musk zu Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels – nein, man geht viel weiter: „Totale Meinungsfreiheit”, das ist für die Heute Show das vermeintlich lustige Äquivalent zum „totalem Krieg”. Die Freiheit das zu sagen, was man denkt, ist für die Heute Show vergleichbar mit einem der mörderischsten und totalitärsten Regime der Welt. Und ja so lustig sie versuchen, das Ganze zu präsentieren, so tief lässt es blicken.
„Jeder darf alles sagen” – das ist etwas, was man in der linken Bubble der Öffentlich-Rechtlichen nicht nur verhöhnt und verachtet, sondern auch als Bedrohung sieht. Mit so einem Marktplatz der Ideen, mit diesem Konzept uneingeschränkter Meinungsfreiheit aus den USA können sie nichts anfangen. So einen Wilden Westen mag es in den USA geben aber hierzulande sollen unliebsame Stimmen lieber, wie Ratten „in ihre Löcher zurück geprügelt werden”, um es in den Worten eines ihrer öffentlich-rechtlichen Kollegen vom SWR zu sagen.
Der reichste Mann der Welt kauft ein soziales Medium. Es gibt so viel, was man daran kritisch sehen könnte: Nutzt er es etwa, um ihm unliebsame Stimmen dort mundtot zu machen? Musk hat das Gegenteil versprochen, aber das wäre ein berechtigter Punkt, an dem man den Reichen und Mächtigen auf die Finger schauen könnte. Aber daran ist die Heute Show wie so viele Öffentlich-Rechtliche gar nicht interessiert. Im Gegenteil, man ist empört, darüber, dass eben keine unliebsamen Stimmen mundtot gemacht werden.
So sehr sie auch Musk attackieren, wäre er bei Elektroautos und Weltraumraketen geblieben, hätte er hierzulande wohl eher Star Wars als Goebbels-Vergleiche über sich ergehen lassen müssen. Die Wahrheit ist: Er steht nur im Weg; das wahre Feindbild ist die Rückkehr der Meinungsfreiheit.