700 Eingaben verzeichnete die in der Kritik stehende „Meldestelle Antifemismus“ nach nur einem Monat. Hier können Personen, Vereine und Medien gemeldet werden, die vermeintlich „antifeministische Narrative“ verbreiten.

Im Februar wurde von der Amadeu-Antonio-Stiftung die „Meldestelle Antifeminismus“ ins Leben gerufen. Eigenen Angaben zufolge wolle man Sexismus, Frauenfeindlichkeit und auch „queerfeindlich motivierte“ Äußerungen dokumentieren. Gefördert wird das Ganze vom Bundesfamilienministerium.
Im ersten Monat verzeichnete das Meldeportal rund 700 Eingaben, wie die Leiterin Judith Rahner der Deutschen Presse-Agentur in Berlin berichtete. Sie betonte, dass sich die Meldungen gleichermaßen auf Antifeminismus als organisierte politische Bewegung, auf Sexismus und geschlechtsspezifische Gewalt sowie auf Hassbotschaften gegen die Meldestelle selbst bezogen habe. „Die Zahl der Meldungen ist sehr hoch, das hat uns schon überrascht“, sagte Rahner in einem Interview zum Frauentag am 8. März. „Wir haben damit gerechnet, dass wir viel mehr Aufklärungsarbeit machen müssen. Aber das ist das Gute an einem Shitstorm.“ Die neue Webseite der Amadeu-Antonio-Stiftung hat gleich zu Beginn viel Kritik („Petz-Portal“), damit aber auch erhöhte Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Viel Kritik am Denunziationsportal
Auf der Website heißt es, dass Gemeldete anonym bleiben und nicht unter Klarnamen abrufbar sein sollen. Für Personen des öffentlichen Lebens, Vereine, Journalisten und Medien gilt das aber ganz ausdrücklich nicht. Kritiker sprechen aus diesem Grund von einem Denunziationsportal.
Das Meldeportal ist Teil des Projektes „Antifeminismus begegnen – Demokratie stärken“ der den Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung. Wer in die Liste derjenigen aufgenommen wird, die „antifeministische Narrative“ verbreiten, entscheidet ganz allein die Amadeu-Antonio-Stiftung. Die Amadeu-Antonio-Stiftung selbst wurde von Anetta Kahane gegründet. Diese war von 1974 bis 1982 Inoffizielle Mitarbeiterin der DDR-Staatssicherheit.
Auf dem Meldeportal sollen nicht nur justiziable Äußerungen und Verhaltensweisen aufgeführt werden. Auch Personen, die sich unterhalb der Strafbarkeitsschwelle bewegen nach Ansicht der Amadeu-Antonio-Stiftung aber dennoch antifeministisch verhalten, können angeprangert werden. Selbst Kampagnen gegen das Gendern oder Aufkleber, auf denen etwa „Gender-Ideologie“ steht, können für eine Listung in der Chronik ausreichen.
Auch die Bundesregierung steht wegen des Meldeportals in der Kritik. Das Familienministerium förderte die umstrittene „Meldestelle Antifeminismus“ mit 133.000 Euro.