
Wie aus den Twitter Files hervorgeht, brachte ein prominentes Vorstandsmitglied bei Pfizer Twitter dazu gegen einen Tweet vorzugehen, der Corona-Genesenen davon abriet sich zu impfen.
Im August 2021 sah Dr. Scott Gottlieb, Vorstandsmitglied bei Pfizer, etwas auf Twitter, das ihm nicht gefiel. In einem Tweet hieß es, die natürliche Immunität Corona-Geneser übersteige den Schutz durch die Impfung und daher sollten sich Genese nicht impfen – alle anderen allerdings schon.
Gottlieb, der von 2017-2019 Chef der US-Arzneimittelbehörde FDA war, schrieb daraufhin an Twitter Cheflobbyisten in Washington, Todd O’Boyle, eine E-Mail in der er den Tweet als „schädlich“ bezeichnete und die Befürchtung äußerte er könnte „viral gehen und die Berichterstattung antreiben“. Der Tweet in Frage, kam dabei nämlich nicht von einem Verschwörungstheoretiker, sondern von Dr. Brett Giroir, Gottliebs kurzzeitigten Nachfolgers als FDA-Chef, einem ehemaligen Vier-Sterne-Admiral des Public Health Service Commissioned Corps, und Ex-Vize-Gesundheitsministers.
O’Boyle leitete Dr. Gottliebs E-Mail an das „Strategic Response“-Team von Twitter weiter. Dieses Team behandelte Anfragen war der wichtigsten Mitarbeiter und Nutzer der Plattform. „Bitte sehen Sie sich diesen Bericht des ehemaligen FDA-Chefs an“, schrieb O’Boyle – ohne zu erwähnen, dass der Tweet ebenfalls von einem Ex-FDA-Chef kam oder, dass Dr. Gottlieb Pfizer-Vorstandsmitglied ist.
Ein Analyst des Strategic Response stellte schnell fest, dass der Tweet gegen keine der Twitter-Regeln zu Desinformation verstieß. Trotzdem bekam Giroirs Post ein „Irreführend“-Label, was dazu führte dass der Tweet weder geteilt, geliket, noch kommentiert werden kann. Sowohl Gottlieb auch Giroir äußerten sich jetzt auf Twitter zu der Enthüllung.
„In der Vergangenheit habe ich bei Twitter Bedenken hinsichtlich meiner eigenen Sicherheit und der anderer sowie von Drohungen auf der Plattform geäußert. Dies umfasste sowohl direkte als auch spezifische Bedrohungen. Manchmal enthielt es Aussagen, die ich für absichtlich falsch und aufrührerisch hielt“, verteidigte sich Gottlieb. „Die selektive Offenlegung meiner privaten Kommunikation mit Twitter schürt das Bedrohungsumfeld“, schrieb er und postete Screenshots von E-Mails, in denen er O’Boyle auf Tweets mit Drohungen und Mordfantasien gegen sich aufmerksam machte.
„Das Verhalten von Scott Gottlieb spricht für sich“, schreibt derweil Giroir. „Ein ehemaliger FDA-Chef (jetzt Pfizer-Vorstandsmitglied) plante mit einem Lobbyisten und Twitter, offenbar die Unternehmensinteressen an die erste Stelle zu setzen – nicht die öffentliche Gesundheit. Wenn überhaupt, brauchen wir mehr offene, ehrliche, unzensierte Debatten – nicht weniger.“