Leerer genervter Blick, trotzige Antworten. Schon beim Heimspiel im Interview mit den Tagesthemen, fühlt Habeck sich bedroht. In der Primetime zerstört der Bundeswirtschaftsminister seine Sympathien, denn er kann es nicht verbergen: Die Nerven liegen blank, er ist vollkommen überfordert.
Von Elisa David.
Vizekanzler und Kanzler der Herzen, der smarteste Politiker Deutschlands, der die Herzen von Frauen Ü40 höher schlagen lässt, der lässig Energiewende und Wirtschaftswachstum gleichzeitig vorantreibt und dabei auf ästhetische Weise mit verwuscheltem Haar und hochgekrempelten Ärmeln überarbeitet ist, weil er einfach so viel Verantwortung trägt – so hat Robert Habeck sich seine Rolle wohl vorgestellt. Doch jetzt ist er auf einmal in der Krise, das Wirtschaftswachstum bleibt aus, die Energiewende will plötzlich kaum einer mehr – und statt PR ist auf einmal Politik gefragt.
Bei den Tagesthemen im Ersten hatte Habeck am Mittwoch zur Primetime einen Sendeplatz reserviert bekommen, das Interview zur Gaspreisbremse mit Ingo Zamperoni war schon am Vorabend aufgezeichnet worden. Zu Anfang sitzt er noch grinsend da. Natürlich, ARD ist für ihn ja auch ein Heimspiel. Aber der Moderator ist gar nicht so dankbar für die Bremse, stellt auch noch Ansprüche. Die erste Frage ist direkt ein gemeine: „Wie sehr wünschen Sie sich manchmal vielleicht doch Finanzminister geworden zu sein, weil sicher angenehmer ist, in diesen Zeiten eher Geld auszugeben, als da jetzt zu verkünden, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession versinkt.“
„Ja… Was‘ die Frage?“
Im Laufe des Gesprächs versinkt Habeck noch mehr in seiner schlechten Laune, als Deutschland in die Rezession. Statt wie der gestandene Mann, der er gerne wäre, der das ganze mit Fassung nimmt und Verantwortung ausstrahlt, wird er trotzig. Die ganze Welt ist gemein, die Rechten sind gemein, die Linken sind gemein, die ARD ist gemein und er sieht nicht ein, warum er sich da jetzt noch zusammen reißen sollte. Nach fünf Minuten hat er genug. „Die Zeiten sind ernst, da bräuchte es eine Bundesregierung, die an einem Strang zieht. Stattdessen streiten Sie seit Wochen mit der FDP über die AKW-Laufzeiten und der Hickhack geht immer noch weiter…“, sagt Zamperoni. Habeck schweigt einige Sekunden und verzieht keine Miene, bis er dann antwortet: „Ja… Was‘ die Frage?“ Ob er dieses Hickhack nicht beilegen wolle, fragt der Moderator nach.
„Selbstverständlich.“, sagt Habeck nur dazu. „Und was machen Sie um das zu tun?“ – „Reden“, entgegnet Robert Habeck darauf nur noch. Die Regierung vereint sich mit kurzgebundenen Antworten gegen Fragen. Sie drücken damit aus, dass sie kein Interesse haben, sich diesen Fragen zu stellen, wollen die Fragenden lächerlich machen und vielleicht auch verzweifelt Dominanz zeigen. Doch was eindeutig bei ihnen durchscheint, ist, dass sie sich einfach nicht vorstellen können, weshalb jetzt sogar die ARD um die Ecke kommt und kritische Fragen stellt. An dieser ganzen Krise sind schließlich nur alle anderen schuld.
Wir sollten froh sein, dass sie ihren Job überhaupt noch machen, in ihren Augen ist der gut bezahlte Ministerposten mit all seinen Privilegien ein gemeinnütziger Dienst für die Gesellschaft. Und wir haben gefälligst dankbar zu sein.