Das Bildungsministerium in NRW hat Entwürfe seiner neuen Lehrpläne veröffentlicht. „Geschlechtersensible Bildung“ soll stärker in den Fokus rücken – auch in Mathe und anderen Zahlenfächern.

Schulen in Nordrhein-Westfalen sollen künftig einen noch stärkeren Fokus auf geschlechtersensible Bildung legen, das geht aus Lernplan-Entwürfen, die auf einer zum Bildungsministerium gehörenden Internetseite veröffentlicht wurden, hervor. Doch nicht nur in den Fächern Deutsch, Englisch und den Geisteswissenschaften soll Gender-orientiertes Denken verankert werden, auch die naturwissenschaftlichen Fächer und Mathematik müssen ihren Beitrag leisten.
„Die Entwicklung einer mündigen und sozial verantwortlichen, für ein friedliches und diskriminierungsfreies Zusammenleben einstehenden Persönlichkeit“ sei auch Aufgabe des Mathematikunterrichtes, heißt es im Entwurf für den neuen Lernplan für alle Schulformen. Neben geschlechtersensibler Bildung gehören dazu auch Menschenrechtsbildung, politische Bildung und Demokratieerziehung.
Konkrete Lernmaterialien beinhaltet der Lernplan zwar nicht, jedoch werden Lehrer darin aufgefordert, geschlechtergerecht zu sprechen. Außerdem solle über nicht-geschlechtergerechtes Material wie das überdurchschnittlich häufige Abbilden und Zitieren von Männern in Schulbüchern reflektiert werden.
Besonders grundlegende Lerninhalte der Mathematik lassen sich tatsächlich überwiegend auf Männer zurückführen. So etwa der Satz des Pythagoras, den jeder in der Schule lernen muss. Inwiefern eine Reflektion über die patriarchalen Gesellschaftsstrukturen des antiken Griechenlands den Lernerfolg der Schüler unterstützt, dürfte sich nicht jedem auf den ersten Blick erschließen.
Deutschland nur noch im Mittelfeld
Während die Gender-Thematik Einzug in den Unerricht hält, rutscht Deutschland weltweit im Unterrichtsfach Mathematik immer tiefer ins untere Mittelfeld. In der 2020 veröffentlichten Timss-Studie für die ersten vier Schuljahre schaffte Deutschland es gerade mal auf Platz 25 von 64, wie der Spiegel berichtete. Mit 521 Punkten lag man zwar knapp über dem Durchschnitt aller beteiligten Länder von 500 Punkten – und trotzdem fernab des Tabellenführers Singapur mit 625 Punkten.
Mathematikprofessor kritisiert Lehrplan
Um die Abiturienten steht es hierzulande laut Mathematikprofessor Bernhard Krötz von der Universität Paderborn nicht besser. In einem YouTube-Video vergleicht er die indische Joint Entrance Examination (JEE) mit den Anforderungen an deutsche Abiturienten. Laut ihm wäre wohl kein deutscher Abiturient in der Lage, die JEE zu bestehen. Der Abschluss wird benötigt, um in Indien Ingenieurwesen zu studieren.
Im Kernlernplan von Nordrhein-Westfalen ginge es zwar auch um Mathematik, so Krötz, allerdings auf einem deutlichen geringeren Niveau als in Indien. Eine Besserung der Leistungen von Abiturienten sei daher nicht zu erwarten.