Nachdem Lothar Wieler einräumte, Schulschließungen seien ein Fehler gewesen, gibt das jetzt auch der oberste Corona-Hardliner Karl Lauterbach zu. Dabei hatte er selbst noch im Sommer letzten Jahres mögliche Schulschließungen gerechtfertigt.

Nach dem scheidenden RKI-Präsident Wieler hat nun der nächste Corona-Hardliner die lange Schließung von Schulen und Kitas als Fehler bezeichnet – und zwar ausgerechnet Angstmacher Karl Lauterbach. „Wir sind bei den Schulen und bei den Kindern sehr hart eingestiegen“, sagte der SPD-Politiker am Montag im ARD-„Morgenmagazin“. „Damals wurde das aber von den Wissenschaftlern, die die Bundesregierung beraten haben, angeraten“, erklärte er. Zu dem Zeitpunkt sei noch zu wenig über die Übertragung des Virus bekannt gewesen.
Einer der vehementesten Befürworter von Schulschließungen war der Virologe und Regierungsberater Christian Drosten. Seine Einschätzung dazu änderte er innerhalb einer Nacht, nachdem er ein Paper zur Spanischen Grippe gelesen hatte, in der die Schließung von Schulen als wichtiger Faktor gegen die Virusverbreitung angeführt wurde. Später verfasste er eine Studie mit schwachem Design, deren Aussagekraft laut verschiedenen Wissenschaftlern falsche Schlüsse nahelegte. Inzwischen ist wissenschaftlich gesichert, dass Kinder keine „Superspreader“ sind.Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, waren Schulen und Kitas in den ersten Corona-Wellen teils monatelang geschlossen geblieben. Lauterbach war zu dem Zeitpunkt noch nicht Gesundheitsminister, aber als SPD-Gesundheitsexperte in der gemeinsamen Regierung mit der Union an wichtigen Entscheidungen beteiligt. Lauterbach wollte Schulschließungen noch im Sommer 2022 nicht ausschließen. Im Zusammenhang mit der Omikron-Variante schürte er auch Ängste, Kinder könnten besonders oder stärker betroffen sein.
Auch der scheidende Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, äußerte sich vor kurzem kritisch über Schulschließungen während der Pandemie. „Es gab nie nur die Alternative: entweder wenige Tote oder Schulen offen halten“, sagte er der „Zeit“. „Der vorhandene Spielraum ist während der ganzen Pandemie nicht ausreichend mit der nötigen Sorgfalt, Ruhe und Sachlichkeit betrachtet worden.“