Erst vor einer Woche schrieb ARD-Redakteur Michael Stempfle eine Lobeshymne auf den neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Jetzt wird er sein Sprecher im Verteidigungsministerium.

Der Journalist Michael Stempfle steht vor einem großen Karrieresprung: Bisher war er Korrespondent für den SWR im ARD-Hauptstadtstudio, nun soll er als Sprecher in das Verteidigungsministerium wechseln. Eine fragwürdige, aber doch gewöhnliche Meldung im politmedialen Berlin – dass sich die Personaldrehtür insbesondere zwischen den Öffentlich-Rechtlichen und der Politik stetig dreht, ist nichts neues.
Ein Geschmäckle hat die Geschichte trotzdem: Erst vor wenigen Tagen erschien ein Artikel von Stempfle, in welchem er Pistorius lobpreist. Für dieTagesschau schreibt Stempfle von einem „Vollblutpolitiker, der anpackt“. Wer sich mit Pistorius „anlegt, sollte mit schlagkräftiger Gegenwehr rechnen“, heißt es weiter. Es liest sich wie eine erfolgreiche Bewerbung für den Pressesprecherjob.
Stempfle ist kein Unbekannter: Im vergangenen Jahr fiel er durch kontroverse Äußerungen über Kritiker der Corona-Maßnahmen auf. In einem Kommentar auf Tagesschau.de schrieb er in seinem Kommentar „Stärke der Mehrheit“ über Menschen, die sich nicht gegen Covid impfen lassen wollen, „dass es sich bei den radikalisierten Impfgegnern um Verfassungsfeinde handelt, die den demokratischen Staat ablehnen und für rationale Argumente nicht mehr empfänglich sind.“
Im Verteidigungsministerium löst er den langjährigen Sprecher Christian Thiels ab. Dieser diente bereits unter Christine Lambrecht (SPD) und ihrer Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Laut dem Ministerium würde der Wechsel „in freundlichem Einvernehmen“ stattfinden. Angesichts des überschwänglichen Lobs für den neuen Verteidigungsminister keine Überraschung.