
„Der hätte sie töten können“, so Markus Bauer, Leiter der Reptilien-Auffangstation in München, über eine Netzpython, welche die Pflegerin eines Tierheimes in Oberfranken vor der Tür fand. Exoten wie diese werden in letzter Zeit immer häufiger ausgesetzt – denn ihre Haltung kostet verdammt viel Energie.
Am Ende landen die teuren Reptilien in Auffangstationen, doch die sind völlig überlastet – und wissen selbst nicht mehr weiter.
In der Reptilien-Auffangstation in München gehen jeden Tag ein Dutzend E-Mails und Anrufe von Reptilienhaltern ein, die ihre exotischen Schützlinge loswerden möchten. Markus Bauer, Leiter der Station, sieht den Grund in den gestiegenen Energiekosten. „Der Netzpython ist tropisch, er kommt aus Südostasien, er braucht ein dauerhaftes zumindest Regenwald-ähnliches Klima“, so Bauer gegenüber der Bayerischen Staatszeitung. Das bedeutet: Mindestens 25 Grad – das muss man sich erstmal leisten können.
Patrick Boncourt, Reptilien-Experte des deutschen Tierschutzbundes, berichtete der Zeitung ebenfalls von diesem Problem: „Wenn der Strompreis auf 50 Cent pro Kilowattstunde steigt, wird bei der Haltung einer Bartagame [eine relativ große Echse] allein die UV-Beleuchtung mit jährlich rund 230 Euro zu Buche schlagen“. Mit Kosten für Futter, Tierarzt und sonstigen Hilfsmitteln sei man im Jahr bei 500 bis 800 Euro.
Beträge, die sich viele Halter anscheinend nicht länger leisten können. Das Problem: Die Auffangstationen sind inzwischen selbst „rappelvoll“ – sie können den Leuten häufig nicht mehr weiterhelfen. Neben dem Platzproblem, müssen die Stationen die immensen Energiekosten für die Beheizung und Beleuchtung von Terrarien mit Schlangen, Echsen und Schildkröten selbst irgendwie bezahlen – das sie das in diesem Winter noch schaffen, hält Markus Bauer für unwahrscheinlich. „Wir können nicht mehr schlafen, weil wir nicht wissen, wie wir das finanzieren sollen.“
Und das könnte Folgen haben: „Man muss sich ja überlegen, was passiert mit den Tieren, wenn wir den Haltern sagen, dass wir sie auch nicht nehmen können?“ Laut Bauer fangen die Leute dann entweder an ihre Tier zu quälen, indem sie Energiesparen und zum Beispiel Beleuchtungszeiten verkürzen – „Oder die Menschen setzen die Tiere auf die Straße.“