Die in Kalifornien ansässige Silicon Valley Bank ist pleite. US-Bankenaufsichtsbehörden haben die Kontrolle über das Kreditinstitut übernommen. Die Ereignisse erinnern an die Finanzkrise von 2007/2008.

Am Freitagmorgen intervenierte die staatliche Bankenaufsichtsbehörde, die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) bei der Silicon Valley Bank. Die Bank vergibt überwiegend Kredite an junge Unternehmen und Start-Ups, die in Massachusetts und Kalifornien ansässig sind. Die Vermögenswerte der Silicon Valley Bank wurden beschlagnahmt und alle Einlagen in Besitz genommen. Die Einlagen wurden von der FDIC in eine neugegründete unter staatlicher Aufsicht stehenden Bank überführt. Die Filialen sollen am Montag wieder regulär öffnen.
Die Turbulenzen wurden durch einen Kurseinbruch verursacht. Zuvor kündigte das Finanzinstitut in einer unglücklichen Mitteilung an, ein Anleihen-Portfolio mit Verlust von 1,8 Milliarden Euro zu verkaufen. Dies sei notwendig gewesen, um einen Liquiditätsengpass vorzubeugen. Eben jene Mitteilung beschleunigte jedoch den Abfluss von Liquidität.
Die SVB hatte zuvor aufgrund höherer Zinsen viele Kunden verloren, was zu finanziellen Engpässen führte. Die Bank verfügte über Vermögenswerte in Höhe von 209 Milliarden Dollar und Einlagen in Höhe von 175,4 Milliarden Dollar. Auf Vermögen unterhalb von 250.000 Dollar können Einleger weiterhin zugreifen. Da die Kunden der SVB jedoch ganz überwiegend Start-Ups und Unternehmen sind, kann die übergroße Mehrheit nicht auf sein Kapital zugreifen. Rund 97% der Einleger haben mehr als 250.000 Dollar auf Konten der Bank.
Zweitgrößte Bankenpleite der US-Geschichte
Die Insolvenz der SVB sorgt weltweit für Verunsicherung. Die Papiere der Deutschen Bank büßten zeitweise fast zehn Prozent ihres Wertes ein. Die Commerzbank-Aktien notieren sechs Prozent tiefer als noch zum Handelsstart am Freitag. Großbanken in anderen Teilen der Welt – vor allem im Westen – erging es ähnlich. Die europäischen Leitindizes schlossen den Handelstag im Minus ab.
Wie sich die Situation weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Ob die Kunden ihre Einlagen zurückerhalten, ist derzeit noch offen. Die Lage an den Finanzmärkten ist jedoch angespannt. So wird etwa das Krypto-Kreditinstitut Silvergate liquidiert, wie vor wenigen Tagen bekannt wurde. Anfänge eines Bank runs soll es nun auch auf First Republic geben, wie Twitter-User behaupten.
Bei der Pleite der SVB handelt es sich um die größte US-Bankenpleite seit der Finanzkrise 2007/2008 und die zweitgrößte Bankenpleite der US-Geschichte. Einige Experten fürchten nun eine neue Finanzkrise.