
Von Jerome Wnuk
Es war eine der brutalsten Nächte der bundesdeutschen Geschichte: 1717 Einsätze, 749 Brände, 103 Festnahmen und 33 verletzte Einsatzkräfte. Das ist die Schreckensstatistik der Silvesternacht in Berlin. Noch nie in der Geschichte der Stadt kam es zu solch offen ausgetragenen Hass gegen die Menschen, die Tag für Tag unser Leben und unsere Sicherheit schützen. Ein vollkommen enthemmter Angriff auf unseren Staat, Polizisten, Rettungskräfte, Feuerwehr, Passanten.
Die Täter sind oft junge Menschen mit Migrationshintergrund. Hier sind die Stimmen der fleißige Polizisten und Feuerwehrmänner, die an diesem geschichtsträchtigen Abend schwerste Gewalttaten gegen sich erfahren mussten.
Es sind Szenen die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ein Feuerwehrauto wird mit einem Feuerlöscher beworfen, es ist versuchter Mord. Unzählige erschreckende Videos wie Einsatzkräfte mit Böllern beschossen werden oder anders angegriffen werden finden sich im Netz. „Plünderung von Einsatzfahrzeugen durch vermummte Personen“, „gezielter Beschuss mit Pyrotechnik während der Löscharbeiten“ oder „Starke Beschädigung mehrerer Fahrzeuge durch Pyrotechnik, sodass diese außer Dienst gehen müssen“ sind nur einzelne Delikte die in dieser Nacht den Einsatzkräften widerfahren sind. Diese Gewalt macht sprachlos:
“Es macht sprachlos, mit welcher Gewalt Einsatzfahrzeuge beschädigt und angegriffen werden“, sagt ein verzweifelter Feuerwehrmann zu einem unserer Reporter.
Weiter sagt der Feuerwehrmann: „Es mussten schon sehr viele Polizisten teils mit Schutzschilden unsere Einsatzkräfte schützen, damit wir überhaupt löschen konnten. Das macht uns schon nachdenklich.“
Ein weiterer Feuerwehrmann schildert wie hunderte Randalierer gezielt auf ihn geschossen haben, er mit Böllern beworfen wurde und pausenlos Steine und Flaschen auf die Einsatzkräfte beworfen haben. „Ich nenne das Kind beim Namen: Die Leute die uns mit Böllern und Flaschen beworfen haben, waren keine links-autonomen, sondern junge Erwachsende, größtenteils mit Migrationshintergrund.“ sagt er gegenüber dem rbb.
Manuel Barth von der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft spricht von „niederträchtigen Fallen“ die den Einsatzkräften gestellt wurden. „Es geht jeden Berliner Bürger etwas an. Weil am Ende brennt woanders der Hausflur und Familien und Kinder sind in Gefahr, aber wir kommen nicht dorthin.“ sagt der Feuerwehrmann eindringlich.
Ein anderer Feuerwehrmann berichtet von „einer Angst, wie ich sie selber so noch nicht kannte“.
„Wir waren sechs Mann. Als wir aber das Fahrzeug verlassen hatten, kamen Hunderte Jugendliche aus allen Richtungen. Und sie haben Steine auf uns geschmissen: Flaschen, Pyrotechnik, Kopfsteinpflastersteine, also nicht nur so kleine Dinger. Neben uns sind die Flaschen zerdeppert. Die Jugendlichen sind auf uns zugerannt gekommen, um uns wirklich gezielt ins Gesicht zu schießen. Ich hatte zum ersten Mal richtig Angst – eine Angst, wie ich sie selber so noch nicht kannte in meinem Job.“ sagt dieser gegenüber dem rbb.
„Am Ende haben wir uns entschieden weiterzufahren. Wir haben gar keine Chance gehabt, da irgendwas weiterzumachen. Es war das erste Mal, dass wir als Feuerwehr einen Brand nicht gelöscht haben und weitergefahren sind. Wir haben alles nur noch beiseite geräumt und sind weitergefahren. Die Türen sind zugeflogen am Löschfahrzeug, und als wir drin waren, kam dann aus allen Richtungen Pyrotechnik, die da auf uns geschossen wurde. Man hat kaum noch etwas gesehen, nur noch Rauch.“ so er weiter.
Er selber ist Vater von drei Kindern und mochte seinen Job eigentlich sehr. „Was habe ich diesen Leuten getan? Ich stehe da, mach einfach nur meinen Job.“ fragt er. Es ist ein Unverständnis eines Mannes, der jeden Tag sein Leben dafür einsetzt, um Menschen zu retten. Statt Achtung und Anerkennung, erfährt er brutalste Gewalten von Menschen die Staat, Polizei und nun scheinbar auch die Feuerwehr verachten: „Früher war man der Coole im Ort, wenn man irgendwo eine Zaunlatte abgerissen hat. Jetzt ist man der Tolle, wenn man hier einen E-Scooter in ein Löschfahrzeug schmeißt oder einen Feuerlöscher in ein Müllfahrzeug. Das ist eine andere Liga. Da ist gar keine Hemmschwelle mehr.“
Was an Silvester in Deutschland geschah ist in der Brutalität gegenüber den Mutigsten unserer Gesellschaft einzigartig. Und für die Betroffenen nicht vorhersehbar. „Wir waren auf das Schlimmste vorbereitet, aber mit so einem Ausmaß haben wir nicht gerechnet. Unser Löschfahrzeug wurde gezielt beschossen, beworfen und demoliert. Vermummte Personen sind auf das Fahrzeug zugestürmt mit Feuerwerkskörpern und Waffen.“ sagt er anderer Feuerwehrmann aus Berlin gegenüber dem WDR.
Die Menschen die jeden Tag in ihrem beruflichen Alltag mit Gewalt, Straftaten und Not zu kämpfen haben und unsere Gesellschaft schützen, sind von dieser Gewalt gegen sie bedrückt und fassungslos. Jedem der diese Nacht am eigenen Leib erleben musste, ist bewusst, dass diese Art von Gewalt von Menschen kommt, die nichts als Verachtung gegenüber unserem Land und dessen Menschen spüren. Es ist ein vernichtendes Armutszeugnis, dass die Feuerwehr in Berlin Angst spüren muss. Nicht vor dem Feuer, sondern vor den Leuten die sie im Notfall versorgen.