
Nachdem die Stadtwerke Osnabrück mit der Kündigung von über 1.000 Unternehmenskunden im September traurige Berühmtheit erlangten, scheint die Lage sich nun noch weiter verschärft zu haben.
Für Privat- und Geschäftskunden heißt es auf der Hompage des Versorgers nun: „Strom & Erdgas sind aktuell leider ausverkauft”.
Die Stadtwerke Osnabrück können ihren Kunden Strom und Erdgas „nur noch in der Grund- und Ersatzversorgung für Osnabrück und Lotte sowie für Gas in Menslagen anbieten”, da die Sondertarife inzwischen leider komplett ausverkauft seien, so der Versorger auf seiner Homepage.
Zur Begründung dieses drastischen Schrittes verweist der Versorger auf seine Informationen zur Situation auf dem Energiemarkt: „Die aktuelle Situation am Energiemarkt ist schwer überschaubar und besorgniserregend” – und weiter: „Einige ,Energie-Discounter’ haben bereits Insolvenz angemeldet, die Preise für Strom, Gas und Benzin steigen immer weiter und viele Energieversorger, wie auch wir, bieten zur Zeit keine Tarife mit Preisgarantie an”.

Es scheint also nicht gut um die Stadtwerke zu stehen, die bislang knapp 70.000 Kunden mit Strom und Gas versorgten. Bereits im September kündigten die Stadtwerke Osnabrück 1.000 Unternehmenskunden ihre Stromverträge. Laut Stadtwerken waren die stark schwankenden Preise der Grund – sie machten es Unmöglich, neue Verträge anzubieten. „Die Kalkulierbarkeit von Preisen bei stichtagsbezogenen Verträgen ist de facto unmöglich geworden”, so ein Sprecher der Stadtwerke gegenüber der Wirtschaftswoche.
Das stürzte auch die fünf Edeka Filialen von Mechthild Möllenkamp in die Krise. Ihr Vertrag sollte zum Jahresende ohnehin auslaufen, doch nach 24 Jahren ohne Probleme, kam diesmal kein Angebot für einen Anschlussvertrag. „Die Stadtwerke haben gar nichts angeboten, das ist die große Enttäuschung für mich”, so Mechthild gegenüber der Wirtschaftswoche.
Ohne neuen Anbieter wären Möllenkamps Edeka-Filialen in die Grundversorgung gerutscht – für einen Preis von 80 Cent pro Kilowattstunde. Für die Unternehmerin eine Katastrophe: Es hätte nach eigenen Einschätzungen Mehrkosten von über einer Millionen Euro bedeutet. Das Habeck´sche Prinzip einfach die Produktion für zwei Monate einzustellen kam für die Edeka-Filialen auch nicht in Betracht. „Wir können nicht einfach mal zwei Monate zumachen, schon gar nicht ohne Strom, dann vergammelt ja alles in unseren Tiefkühltruhen und Kühlhäusern”, so Möllenkamp.
Die Schließung ihrer Filialen konnte Mechthild Möllenkamp hoffentlich abwenden, da sie einen neuen Versorger gefunden hat – bei dem sie sich immernoch auf einen fünfmal höheren Grundpreis einstellen muss. Die Stadtwerke Osnabrück waren für sie – und sind wohl auch für viele andere Unternehmen und Privatleute – keine Option mehr.
Auch für die Zukunft des Versorgers lässt das nichts Gutes erahnen.