Die Corona-Maßnahmen haben bei vielen Kindern sowohl psychische Krankheiten als auch schlechtere Schulleistungen hinterlassen. Eine Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass vor allem die ersten Pandemie-Monate der Intelligenz von Schülern massiv geschadet haben.

Die Lockdown-Maßnahmen hatten für die Schüler in Deutschland verheerende Folgen. Die staatlich verordnete Isolation, der Entzug von Freunden und Klassenkameraden sowie das Fehlen eines geregelten Tagesablaufes haben bei Kindern ihre Spuren hinterlassen: Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände und Essstörungen haben massiv zugenommen. Wie eine neue Studie zeigt, hat aber nicht nur die Psyche der Kinder gelitten, sondern auch ihre Intelligenz.
Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von Psychologen der Universität Trier und der Technischen Universität Chemnitz, die im Fachmagazins Plos One veröffentlicht wurde. Die Forscher untersuchten in unterschiedlichen Abständen die Leistungen von 424 deutschen Sekundarschülern im Jahr 2020 / 2021, die durch Schulschließungen und Distanzunterricht nur unregelmäßig die Schule besuchen konnten, auf Basis des Berliner Intelligenzstrukturtests.
IQ-Wert von Pandemie-Schülern deutlich unter Niveau von 2002
Dabei stellten sie fest, dass die Schüler im Vergleich zu früheren Stichproben einen deutlich niedrigeren Intelligenzquotienten (IQ) aufwiesen. Bei Untersuchungen aus dem Jahr 2002 konnte noch ein Mittelwert von 112 IQ-Punkten bei einer vergleichbaren Gruppe deutscher Schüler festgestellt werden. Im Sommer des Jahres 2020, ein halbes Jahr nach Pandemiebeginn, zeigten die untersuchten Schüler aus vier Schulen in Rheinland-Pfalz nur noch einen Mittelwert von 105 IQ-Punkten. Dies scheint laut Autoren jedoch nicht das Ergebnis eines langanhaltenden Abwärtstrends zu sein – im Jahr 2012 schnitten die Schüler nämlich besser ab als im Jahr 2002.
Um die weitere Entwicklung der Intelligenzleistung der Corona-Schüler zu untersuchen, führten die Wissenschaftler 2021 einen Folge-Test mit den 424 Schülern durch. Dabei wurde festgestellt, dass die Kinder im Mittel eine IQ-Steigerung von knapp acht IQ-Punkten aufwiesen. Anders als man zunächst denken mag, ist das jedoch kein Grund zur Freude – pro Schuljahr nimmt der IQ eines Schülers durchschnittlich nämlich um 1-10,8 IQ-Punkte zu. Der Rückstand im Vergleich zu den Vorjahren konnte jedoch nicht aufgeholt werden.
„Die Dauer des Schulbesuchs wirkt sich positiv auf die Intelligenz aus.“
Den Autoren der Studie zufolge lässt dies darauf schließen, dass die Intelligenz der Schulkinder, insbesondere in den ersten Corona-Monaten, negativ beeinflusst wurde. „Die Dauer des Schulbesuchs wirkt sich positiv auf die Intelligenz aus. Zu Pandemiezeiten erhielten die Schüler weniger Klassenunterricht. Andere Probleme kamen hinzu, wie zum Beispiel Online-Unterricht, der oft kaum mehr ist, als das stupide Ausfüllen von Arbeitsblättern“, so die Wissenschaftler.