Inflation, Lieferprobleme, Energienot: An kaum einem Ort zeigt sich das Ausmaß der Krise so sehr, wie in Supermärkten. Pleiteticker hält Sie über alle Entwicklungen hier auf dem Laufenden – in diesem aktualisierten Bericht.

Leere Regale in unseren Supermärkten! Die Inflation und steigende Produktionskosten führen zu harten Preisverhandlungen zwischen Herstellern und Händlern. Immer öfter ist keine Einigung möglich – die Folge sind Lieferstopps. Lesen Sie hier, welche Produkte Sie in den Supermärkten vergeblich suchen.
Beim Einkaufen fällt es zunehmend ins Auge: Das Angebot der Supermärkte dünnt sich aus. Manche Regale sind vollkommen leer gefegt. Schilder weisen auf Lieferstopps der früher hier angebotenen Waren hin. Andere Supermärkte bieten dort, wo einmal Markenprodukte standen, nun die Eigenmarke an. Der Verbraucher irrt auf der Suche nach seinen Lieblingsprodukten zunehmend verwirrt durch die Regale.
Grund für die Lieferstopps und Produkt-Aussortierungen sind verhärtete Fronten in den Preisverhandlungen zwischen Herstellern und Händlern. Die Lebensmittelproduzenten wollen ihre durch die Inflation und die Energiekrise stark steigenden Produktionskosten weitergeben, um keine Verluste zu machen. Die Supermärkte wiederum streben möglichst stabile Preise an, um keine Kunden zu verlieren. Immer öfter akzeptieren die Discounter Preissteigerungen der Hersteller nicht – in Folge stellen diese ihre Lieferungen ein.
Inzwischen sind in den Supermärkte eine ganze Reihe von Markenprodukten nicht mehr zu finden. Eine Übersicht:
Rewe und Penny:
Über 300 Produkte des Mars-Konzerns sind hier nicht mehr erhältlich. Dazu gehören neben Süßigkeiten wie „Snickers“, „Bounty“ und „M&M’s“ unter anderem auch Pasta von „Miracoli“, Reis von „Ben’s“, Tierfutter von „Whiskas“ und Kaugummis von „Airwaves“. Auch „Kellog’s“ hat seine Lieferungen an Rewe eingestellt. Statt „Choco Krispies“, „Special K“ oder „Toppas“ müssen Kunden nun mit den Cornflakes der Eigenmarke „Ja“ Vorlieb nehmen. Im Streit ist Rewe aktuell auch mit dem Kaffee- und Tee-Riesen „Jacobs“. Hier bietet der Supermarkt ebenfalls zunehmend nur noch die Hausmarke an.
Edeka und Netto:
Cola, Fanta und Sprite Getränke werden nicht mehr geliefert. Der Streit zwischen Edeka und „Coca Cola“ beschäftigt im Moment die Gerichte. Laut Focus geht es um Preiserhöhungen im zweistelligen Cent-Bereich. Außerdem werden keine „Milka“-Produkte mehr an den Supermarkt geliefert. Die Produkte von „Mars“ fehlen ebenfalls in den Regalen.
Lidl und Kaufland:
In den Supermärkten der Schwarz-Gruppe wurden Produkte der Marken „Müllermilch“, „Henkel“ und „Beiersdorf“ aus dem Sortiment genommen. Betroffen sind unter anderem Waren von „Nivea“, „Pril“, „Bref“ und „Somat“. Zusätzlich sind schon seit Monaten nur noch Restbestände der „Ritter Sport“-Schokolade verfügbar.
Aldi Süd und Nord:
Bei Aldi Nord gibt es zunehmend keine Produkte von Pepsi Cola mehr. Zu dem Getränkeriesen gehören auch Mirinda Orange, 7Up und Schwip Schwap sowie Lay‘s Chips und Doritos. Laut Focus sind auch Fruchtzwerge und Activia von Danone seit Wochen nicht mehr beim Discounter verfügbar.
Die Auseinandersetzungen zwischen Herstellern und Händlern könnten noch länger anhalten, erklärt Gerrit Heinemann, Handelsexperte von der Hochschule Niederrhein, gegenüber rp-online. Erst wenn sich die Kunden entscheiden, anderswo einzukaufen, um die gewünschten Markenprodukte wieder zu erhalten, werden laut Heinemann die Verhandlungspartner gezwungen sein, einander entgegenzukommen. Das könnte aber noch Monate dauern.
18. Oktober: Zahlreiche Aldi Nord-Filialen künftig ab 20 Uhr geschlossen

Abends noch schnell etwas zu essen für die Familie kaufen, ein paar Snacks für den gemütlichen Filmabend besorgen oder einen Kasten Bier für den Fussballabend mit den Jungs organisieren: Das wird schon bald nicht mehr möglich sein. Wer seine Geschäfte nicht bis 20 Uhr besorgt hat, könnte künftig vor verschlossen Türen stehen. Zumindest gilt das für all jene, die Kunde bei Aldi Nord sind.
Auf Twitter erklärt das Unternehmen, dass es einer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen will: „Als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland passt Aldi Nord die Öffnungszeiten zahlreicher Märkte an und leistet damit aktiv einen Beitrag zum Energiesparen. Ab 01.11.22 schließen diese Märkte um 20 Uhr. Dies gilt zunächst für die Winterzeit 2022/2023.“ Offen bleibt, ob der Konzern tatsächlich nur einen Beitrag in der Krise leisten möchte oder ob wirtschaftliche Faktoren hinzukommen.
Aldi Nord ist damit der erste Konzern, der seine Filialen nun flächendeckend ab 20 Uhr schließt. Zuvor hatten nur einige selbständige Filialbetreiber unter anderem bei Rewe und Edeka die Öffnungszeiten ihrer Supermärkte reduziert.
13. Oktober: Mars stoppt Lieferungen an Rewe, Edeka, Penny und Netto

Im Streit um erhöhte Preise hat der US-Lebensmittelhersteller Mars aufgehört, Rewe, Edeka und deren Discounter-Töchter zu beliefern.
In den Supermarktfilialen sind nun zunehmend keine Mars-Produkte mehr erhältlich. Letzte Produktvorräte der Läden gehen zur Neige.
Zur Produktpalette des Konzerns gehören nicht nur die bekannten Schokoriegel Mars, Bounty, Snickers, Twix und Co – auch Marken-Kaugummis wie z.B. Airwaves, Tierfutter von Whiskas sowie Reis von Uncle Ben’s und Pasta von Miracoli sind nun zunehmend nicht mehr erhältlich.
Mars will durch den Lieferstopp seine Preisanpassungen gegenüber den Supermärkten durchsetzen. Rewe und Edeka wiederum halten die Preise für überhöht und nicht mit höheren Kosten für Energie und Rohstoffe begründbar – eine Einigung ist bisher nicht abzusehen.
10. Oktober, 13:00: Leere Regale in unseren Supermärkten!

Es sind Szenen wie zu Anfang der Corona-Krise: In immer mehr deutschen Supermärkten stoßen Kunden auf klaffende Leere in den Regalen. Diesmal fehlt (noch) kein Klopapier – dafür sind immer mehr Lebensmittel nicht mehr zu bekommen. Hauptursache sind Lieferstopps infolge der Energiekrise. Ein Hintergrund: Hersteller und Supermarkt-Betreiber kämpfen momentan in harten Verhandlungen um die Lebensmittelpreise. Während die Erzeuger ihre stark steigenden Produktionskosten zumindest teilweise an die Kunden weitergeben wollen, um ihren Betrieb am Laufen halten zu können, beharren Supermärkte auf stabile Preise für ihre Kunden. In manchen Verhandlungen haben sich die Fronten nun so verhärtet, dass es zu Lieferstopps von Seiten der Hersteller gekommen ist – oder die Supermärkte ihre Bestellungen eingestellt haben. (Pleiteticker berichtete).
Diese neue Lebensmittelkrise kommt nun in den Märkten an. An immer mehr Supermärkten werden Kunden schon am Eingang über Lieferschwierigkeiten informiert. Im „Hol Ab”-Getränkemarkt Groß Schwülper zum Beispiel steht schon am Eingang ein großes Hinweisschild: „Aktuell kommt es leider immer wieder zu Lieferengpässen seitens der Hersteller”. Bei den Coca Cola-Regalen wartet die nächste Mangel-Meldung: Der US-Konzern habe seine Lieferungen stark eingeschränkt, steht dort auf einer Kundeninformation. Betroffen seinen unter anderem die Cola-Sorten „Light koffeinfrei”, „Zero koffeinfrei”, „Vanilla” und „Cherry” sowie die Fanta-Limonaden „Mandarine” und „Lemon”. Diese Produkte seien längerfristig nicht lieferbar.


Brisant: Die Pleiteticker-Reporter stießen auch auf leere Regale, die sich nicht durch die Preis-Streitigkeiten erklären ließen. In einem Metro-Markt in Stuttgart waren kaum noch Produkte in den Kühlregalen zu finden. Mehrere Kühltheken waren sogar komplett leer – hier war auf einem Hinweisschild zu lesen: „Aus technischen Gründen ist dieses Kühlmöbel derzeit außer Betrieb”. Es ist bereits bekannt, dass viele Supermärkte aufgrund der explodierenden Energiekosten beim Betrieb ihrer Kühlgeräte in Bedrängnis geraten. Es wäre denkbar, dass nun erste Betriebe weniger Kühlregale betreiben, um Kosten zu sparen. Dafür spricht auch die Aussage einer Kassiererin des Metro-Markts, die gegenüber Pleiteticker erklärte: „Es wird von Woche zu Woche leerer”. Für den Kunden bedeutet das: Weniger preisgünstige Kühlprodukte.


Gibt es auch Lieferengpässe in Ihrem Supermarkt? Schicken Sie uns jetzt ihre Fotos!
Pleiteticker wird die Lage in den Supermärkten weiter verfolgen. Wenn auch Sie leere Reale entdecken, machen Sie gerne ein Foto uns senden es uns per E-Mail an „redaktion@pleiteticker.de”




5. Oktober, 16:00: Wurst-Pause! Rostocker Fleischer macht Laden eine Woche dicht

„Darf’s ein bisschen mehr sein?“ Den Satz kennen wir von jeder Fleischtheke, diese Woche hat er in Rostock Pause …
In der Hansestadt hat sich die Traditions-Fleischerei „Seibt“ dazu entschieden, den Laden eine Woche lang dicht zu machen, um Energiekosten zu sparen. Kunden finden an der Eingangstür des 130 Jahre alten Betriebs ein Hinweisschild mit der Aufschrift: „Energiespar-Woche. Vom 01.10.-09.10. haben wir geschlossen“. Wurst-Pause an der Ostsee!
Der Firma machen die hohen Preise für Strom und Gas zu schaffen. Unklar sei, ob es sich bei der Energiespar-Woche eine einmalige Aktion handle oder ob die Fleischerei nun regelmäßig dicht machen müsse. „Wir können nicht einschätzen, wie sich die Lage entwickeln wird und welche Kosten auf uns zukommen. Das hängt von unserem Energieanbieter ab“, zitiert die „Ostsee Zeitung“ den Inhaber. Schon länger hängt an der Eingangstür des Betriebs der Hilferuf: „Ohne Unterstützung geht bei uns das Licht aus!“
In ganz Deutschland kämpfen Metzger zunehmend mit den hohen Energiepreisen. Ein Fleischerei-Inhaber aus Bad-Sülze (Mecklenburg-Vorpommern) erklärte erst kürzlich: „Wenn die Politik nicht bald eine Entlastung in Form einer Energiepreis-Bremse bringt, könnte das viele Betriebe in Existenznot bringen.“
4. Oktober, 17:00: Um Energie zu sparen: Erste Supermärkte schließen ab 13 Uhr

Bisher waren Inflation & Gas-Krise beim Einkaufen nur durch die Preise spürbar – in Zukunft müssen sich Kunden auch auf zeitweise geschlossene Supermärkte einstellen. Die ersten Filial-Leiter verkürzen bereits die Öffnungszeiten ihrer Märkte, um Energie zu sparen.
In Baden-Württemberg waren zuletzt 16 Edeka-Filialen probehalber einmal die Woche nur noch bis 13 Uhr geöffnet. Auch andere Marktleiter von Rewe, Edeka und Aldi Nord denken über eine Verkürzung der Öffnungszeiten in den Wintermonaten nach. Noch konkreter wird Thomas Gutberlet, Geschäftsführer der Tegut-Gruppe. Er fordert in einem Brief an die Bundesregierung, deutschlandweit nur noch Öffnungszeiten bis 20 Uhr zu erlauben. „Kurzfristig würde eine Reduzierung helfen, Energie zu sparen“, sagt er zur Lebensmittel-Zeitung.
Trotz kürzerer Öffnungszeiten sind weitere Preissteigerungen jetzt schon sicher und Lieferschwierigkeiten wahrscheinlich.
Die gesamte Lebensmittel-Branche kämpft mit den massiv steigenden Energiekosten. Etwa die Hersteller von Tiefkühl- und Frischewaren warnen in einem offenen Brief an die Bundesregierung vor erheblichen Produktionslücken. „Die Lebensmittelwirtschaft erlebt gerade die schwerste Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges“, hieß es in dem Schreiben. Dem Brief waren etliche Hilferufe von Lebensmittelverbänden an das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung vorausgegangen – alle hatte Minister Cem Özdemir ignoriert.
Auf eine andere Art bekommen die Kunden von Edeka und Rewe die Krise zu spüren: Die beiden Supermarkt-Ketten konnten mit den Branchen-Riesen „Coca-Cola“ und „Mars“ keine Preise für die kommenden sechs Monate aushandeln – die Hersteller drängten auf Preissteigerungen, die Ketten lehnten ab.
In den Märkten werden in Zukunft also nicht nur Mars-Schokoriegel fehlen, zum Mars-Konzern gehören auch Marken wie „Ben’s Original“-Reis und „Whiskas“-Tierfutter, insgesamt 300 Produkte.
Um dem Preis-Druck der Hersteller zu entgehen, wollen die Supermarkt-Ketten zunehmend auf Eigenmarken setzen. Wie lange diese Strategie die Kunden vor weiteren Preiserhöhungen bewahren kann, ist offen.