Der Kampf gegen den Klimawandel findet ab sofort auch am Supermarkt-Regal statt: Bei REWE gibt es seit Anfang Januar „Umwelt-Preise“ statt Euro-Angaben, damit der unbedarfte Kunde sich seiner CO2-Bilanz bewusst wird. Er soll lieber die teuren, veganen Produkte kaufen, als die Klima-Killer Fleisch und Milch.

„Statt 1,70 nur 0,60 CO2e/Kilo“ – vor diesem Preisschild könnten Sie demnächst stehen, wenn Sie beim Supermarkt-Giganten REWE einkaufen gehen. Und nein, dass ist kein Druckfehler. Rewe hat im Zuge seiner Aktion „Veganuary“ (ein Kombination aus den Worten „January“ und „Vegan“) Anfang Januar damit begonnen an einigen seiner Produkte die echten Preisschilder abzumontieren und sie durch ihren „Umwelt-Preis“ zu ersetzen. Damit gibt es bei jedem Einkauf eine Packung Moral gratis dazu.
„Wie müssten Preise für Lebensmittel eigentlich ausgezeichnet werden, wenn auch die Klimaauswirkungen berücksichtigt werden? Immer noch in Euro und Cent? Oder hat unser Planet eine andere Währung, mit der er für unseren Einkauf bezahlt?“, schreibt REWE nach Berichten von Merkur in einer Pressemitteilung. Die Antwort ist einfach, fast als hätte Mutter Erde – oder Luisa Neubauer – sie der PR-Abteilung des Supermarktes persönlich gesagt: Die Währung unseres Planeten sind die Emissionen, die bei der Produktion eines Artikels freigesetzt werden.
„Klima-Knaller“ statt Klima-Killer
Deshalb gibt es nun eine unfreiwillige Gratis-Schulung im emissionsarmen Einkaufen. Wer sich für den kleinen Hunger zwischendurch ein paar Frikadellenbällchen kaufen möchte, sollte wissen: Er ist ein Klima-Killer. Denn durch pflanzliche „Alternativen“ lässt sich laut REWE deutlich an Emissionen sparen. Also wie wäre es zum Beispiel mit den „REWE Bio vegan Falafel-Bällchen“ für nur „1,50 Co2e/kg“ statt den „8,87 CO2e/kg“ teuren Schweine-Frikadellen? Mit dem „Klima-Knaller“ sparen Sie 83 Prozent Emissionen im Vergleich zu den Klima-Killer-Frikadellen.
Gleiches gilt übrigens für Kuh-Milch – denn Sie wissen ja wie viel die Tiere auf der Weide pupsen. Laut REWE sollte man lieber zum „REWE Bio vegan Haferdrink Natur“ greifen, statt zur umweltunfreundlichen Vollmilch. „Jede:r Kund:in sieht jetzt erstmals auf einen Blick, welchen Beitrag die eigene Kaufentscheidung im Kampf gegen den Klimawandel leisten kann“, so REWE in seiner Pressemitteilung.

„Nicht den Preis reduzieren, sondern deine CO2e-Bilanz?“
Auch auf Instagram macht REWE mit einem kurzen Video Werbung für seine Aktion – darin Sprüchen wie „Nicht den Preis reduzieren, sondern deine CO2e-Bilanz? #Umdenkbar“. Und genau mit diesem Spruch verrät der Supermarkt-Riese den eigentlichen Coup: Die veganen Produkte sehen mit ihren „Umwelt-Preisschildern“ auf den ersten Blick günstiger aus, doch in der Regel sind sie um ein vielfaches teurer als Fleisch- und Milchprodukte – nach dem echten Preis. Dem in Euro – Geld, mit dem jede Familie irgendwie haushalten muss.
Die Moral und Überlegenheit eines besseren, umweltbewussten Menschen können sich so in der Regel nur Besserverdiener leisten. Sollten ein paar mehr Menschen dank des gratis verabreichten schlechten Gewissens zu den veganen Produkten greifen, macht REWE aber aufjedenfall ein gutes Geschäft.