In Augsburg sollen ein Mann und sein Sohn geplant haben, eine 16-Jährige zu töten und die Tat wie einen Suizid aussehen lassen. Der Grund: die Beziehung der Frau zu einem Muslim.

In Augsburg hat vergangene Woche der Prozess gegen einen 44-jährigen Mann jesidischer Abstammung und seinen 23-jährigen Sohn begonnen. Den Angeklagten wird zur Last gelegt, einen Ehrenmord an der 16-jährige Tochter bzw. Schwester geplant zu haben.
In der Anklageschrift wird ausgeführt, wie die Frau kurz vor ihrem 16-jährigen Geburtstag eine Beziehung mit einem Muslim türkischer Abstammung eingegangen ist. Weil dies jedoch gegen die jesidische Tradition verstoße, entschied ein Familientribunal, dass die Tochter getötet werden solle. Auch dem Türken soll die jesidische Familie im Zuge der Familienentscheidung gedroht haben.
Mann drohte die eigene Tochter zu Köpfen
Die 16-Jährige wurde laut Anklage sogar dazu gezwungen, einen Abschiedsbrief zu schreiben, damit der Mord hinterher wie ein Suizid aussieht. Weil die Tochter aber zum Jugendamt fliehen konnte, wurden die Pläne bekannt. Als der Vater einem Mitarbeiter der Behörde schließlich sagte, er werde seiner Tochter den Kopf abschneiden, kamen beide Männer in Untersuchungshaft. Der angeklagte Vater ist Iraker, der im Irak geborene Sohn hat mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft.
Körperliche Züchtigungen und strenge hierarchische Regeln, so die Anklageschrift, gehörten für die Familie zur Religion. Eheschließungen und andere Beziehungen sind demnach nur zwischen Jesiden gestattet. Das Opfer soll zudem mehrere Jahre lang körperlich misshandelt worden sein. In einem Fall soll der Bruder sie mit einem Gürtel verprügelt haben, weil sie gegen seinen Willen Straßenbahn gefahren sei.
Immer wieder Konflikte zwischen Jesiden und Muslimen
Jesiden sind eine ursprünglich aus dem Irak, der Türkei, Syrien oder dem Iran stammende Minderheit. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hatte Menschen jesidischen Glaubens systematisch verfolgt und viele umgebracht. Der Bundestag hat am vergangenen Donnerstag den Völkermord an den Jesiden offiziell anerkannt. In Deutschland kam es in Vergangenheit immer wieder zu Konflikten zwischen Jesiden und Muslimen.