
Tausende Euro Mehrkosten für Strom – Waschsalons in ganz Deutschland stehen vor dem finanziellen Ruin. Wenn sie ihre Preise nicht anziehen, gehen die kultigen Waschstätten pleite. Ziehen sie an, drohen die Kunden wegzubleiben. Die Lage ist prekär.
Und das hat grade für einkommensschwache Haushalte drastische Konsequenzen: „Viele von ihnen sind nun gezwungen, ihre Wäsche im Waschbecken zu waschen“, so Waschsalon-Betreiber Michael Spruch aus Hessen.
„Ich jonn su unwahrscheinlich jähn met dir enn der Waschsalon“ – in den 80ern widmete die Kölner Musikgruppe BAP dem Waschsalon einen eigenen Song. Kein Wunder denn der hat in Deutschland und der Welt einen echten Kultstatus. Jeder kennt ihn aus Film und Fernsehen – und egal ob in Paris oder London: Hinter so mancher Waschmaschinentür verstecken sich leckere Drinks in geheimen Bars oder Clubs.
Was für die einen vor allem eine kultige Kulisse ist, hat für andere jedoch eine nahezu existenzielle Bedeutung: In Deutschland gibt es immernoch 800 Waschsalons, die etwa 13 Millionen Mal im Jahr genutzt werden – hauptsächlich von einkommensschwachen Haushalten. Doch das könnte bald ein Ende haben: Waschsalonbetreiber drohen unter den massiven Energiekosten zusammen zu brechen.
Einer von ihnen ist Michael Spruch. Allein im hessischen Wiesbaden ist er stolzer Besitzer von 19 Waschmaschinen und 11 Trocknern. Sein Unternehmen betreibt insgesamt neun Waschsalons im gesamten Rhein-Main-Gebiet. Nun wird er von den Energiepreisen unter Druck gesetzt: Allein für einen einzigen Waschsalon in Frankfurt am Main soll er 1.600 Euro für Strom nachzahlen, für einen sechs-wöchigen Zeitraum. Er erwarte Mehrkosten von ca. 10.000 Euro pro Monat für Strom und Gas. „Meine Steuerberaterin sagt, ihr fehle langsam die Fantasie, wie das alles noch zu zahlen sei“, berichtet er der Welt.
Die Lage ist prekär, auch weil Spruch dank der Corona-Zeit kaum noch Rücklagen hat. Zu dieser Zeit ging der Umsatz in seinen Läden um bis zu 30 Prozent zurück – in einem Geschäft sogar um 70 Prozent. „Im Homeoffice tragen die Leute T-Shirt und Jogginghose. Da gibt es nicht viel zu waschen“, so Spruch gegenüber der Welt. Deshalb sah sich der Unternehmer gezwungen, seine Preise anzuziehen – um einen Euro je Waschgang.
Doch das reicht nicht, Spruch ist hilflos: „Belasse ich die Preise dauerhaft, wie sie sind, kann ich die Salons absehbar nicht mehr wirtschaftlich betreiben und riskiere letztlich sogar die Insolvenz. Erhöhe ich sie, verliere ich Kunden und Umsatz und riskiere damit wieder das Geschäft.“
Die Branche steht vor der Pleite und das hat nicht nur für Betreiber wie Herrn Spruch ernste Konsequenzen – für einkommensschwache Haushalte und Familien könnte der Gang in den Waschsalon unbezahlbar werden: „Viele von ihnen sind nun gezwungen, ihre Wäsche im Waschbecken zu waschen“ – das fürchtet Michael Spruch.
Der Pleiteticker-Selbsttest:
Auch in Berlin macht man in Waschsalons teure Erfahrungen: Für einen einfache Wäsche mit 30 Grad und einer Dauer von etwa einer halbe Stunde, musste unser Autor ganze Elf Euro hinlegen.