
Eine einbrechende Produktion sowie steigende Energie- und Erzeugerpreise in der Chemieindustrie lassen Unternehmer und den Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit Sorge ins nächste Jahr gehen. „Der Chemiebranche stehen weitere dunkle Monate bevor”, so VCI-Präsident Markus Steilemann.
Der Verband der Chemischen Industrie Hessen geht angesichts der steigenden Energiepreise besorgt ins nächste Jahr. Die Hälfte der Mitgliedsunternehmen fürchten einen weiteren Anstieg der Energiekosten in 2023. Angesichts des endgültigen Ausstiegs aus der Atomverstromung Mitte April nächsten Jahres eine nachvollziehbare Sorge. Rund drei Viertel gaben hohe Energiepreise als Hauptgrund für ihre gestörten Betriebsabläufe an. Die Produktion ist bereits um beinahe neun Prozent eingebrochen. Damit befindet sie sich derzeit auf dem Tiefstand von vor neun Jahren.
Doch nicht nur in Hessen hängen die Wolken tief. Deutschlandweit bricht die Produktion der energieintensiven Chemieindustrie ein. Der Grund dafür ist deutschlandweit derselbe. “Die durch den Überfall Russlands auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise hat unsere Branche mit voller Wucht getroffen”, so Jochen Reutter, Vorstandsvorsitzender des VCI Hessen. Die Preise für eine Megawattstunde Erdgas haben sich im Vergleich zum Vorjahr auf durchschnittlich 200 Euro vervierfacht. Die Energiekosten der Chemiebranche haben sich insgesamt im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Aus diesem Grund sind die Erzeugerpreise im Vergleich zum Vorjahr um fast einen Viertel (23,7 Prozent) gestiegen. Zwar stieg aufgrund der höheren Preise zunächst der Umsatz, allerdings wurde insgesamt weniger produziert. Die Umsätze sind in diesem Quartal zudem wieder rückläufig. Deswegen schieben nun mehr als die Hälfte aller Unternehmen Sachinvestitionen auf.
Bisher wurde dieses Jahr weit unter der Normalauslastung der letzten Jahre produziert. Die Produktion verzeichnet einen Gesamtabfall von 14,1 Prozent in der Chemiebranche. Doch die Zahl der Arbeitsplätze bleibt vorerst stabil. Die Chemie- und Pharmaunternehmen beschäftigen fast eine halbe Millionen Menschen. Doch VCI-Präsident Markus Steilemann bleibt besorgt. „Der Chemiebranche stehen weitere dunkle Monate bevor. Viele Unternehmen befinden sich mit ihrer Produktion in Deutschland bereits heute in einer äußerst dramatischen Lage, vor allem wegen der massiv gestiegenen Energiekosten.” Besonders die kleineren mittelständischen Betriebe hätten erhebliche Probleme.
In seinem Ausblick auf das letzte Quartal gibt es für den VCI keinen Grund zur Freude. Die steigenden Umsätze bei niedriger Produktion seien nicht positiv. Außerdem decken die Preise bei Weitem nicht die gestiegenen Energiepreise.