
Von RALF SCHULER
Die letzten Neujahrsraketen sind noch in der Luft, da stellt sich die Frage, welcher Ampel-Minister fliegt als nächstes.
Klarer und zweifelsfreier Favorit ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD). Für ihn ist das ganze Leben ein Maskenball, heißt: Ganz gleich, ob der Alltag längst wieder in gewohnten Bahnen läuft und selbst Charité-Alarm-Virologe Christian Drosten (50) die Corona-Pandemie für beendet erklärt hat, Lauterbach will weiter Masken in Bussen und Bahnen.Er warnte vor „Monsterwellen“ im Herbst die nicht kamen. Im November warnte er vor einer „Winterwelle“, die nicht in Sicht ist und will Masken offenbar einfach als normales Bekleidungsstück wie eine Art Mund-Mütze etablieren, weil auch andere Atemwegserkrankungen damit abgewehrt werden könnten. Motto: Ganz gleich, ob Schneesturm oder heiter, Lauterbach warnt einfach weiter!
Das Leben als tödliche Gefahr: Este allgemeine Verunsicherung aus dem Gesundheitsministerium statt kraftvoller Ansagen für mehr Versorgungssicherheit! Dabei hätte Lauterbach neben Corona nun wirklich genug Baustellen. Deutschlands Krankenhäuser schlagen seit langem Alarm wegen Finanz- und Personalnot, und Lauterbach murkst nach Pannenhilfe-Manier („Bis zur nächsten Werkstatt kommse damit!“) daran herum, will die durchaus wirtschaftlichen Fall-Pauschalen wieder abschaffen und schlägt bei knappen Hustensäften für Kinder mal eben ein wenig Gewinnspanne oben drauf. In der Pflege will er die Arbeit umverteilen, statt neue Konzepte zu erarbeiten und seine Beliebtheitsnoten sind laut ZDF-Politbarometer knapp über dem Nullpunkt (0,1).
Kein Wunder, dass man beim Koalitionspartner FDP über seine Ablösung spekuliert. Er sei nicht sicher, ob Lauterbach die Legislaturperiode überlebe, sagte Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (70, FDP) ganz offen im Interview, und auch im Kanzleramt sieht man Lauterbachs Wirken angeblich mit Missfallen.Doch im Performance-Keller der Ampel leistet sich Lauterbach ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SPD), die nicht nur in der Beliebtheit (Minus 1) noch deutlich hinter dem Gesundheitskollegen liegt, sondern es auch mit ihren Fauxpas in nahezu alle Jahresrückblicke geschafft hat – in die satirischen genauso wie in die anderen. 5000 Helme zur Unterstützung der Ukraine, ein verstörender Auftritt im Bundestag, bei dem sie erklärt „der Gepard ist kein Panzer“, weil er mit seinen Rohren „in die Luft schießt“, Fotos von ihrem Sohn an Bord eines Bundeswehr-Helikopters und die schleppende Lieferung von Waffen an die Ukraine nicht zu vergessen.
Doch weil eine Ministerentlassung wegen erwiesener Unfähigkeit in der realen Politik kaum vorkommt und für einen Kanzler immer eine peinliche Sache ist, die von politischer Angeschlagenheit zeugt, ist ein anderes Szenario nebst Rücktritt wahrscheinlicher: Spätestens Anfang des neuen Jahres muss sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD) entscheiden, ob sie als Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Landtagswahl in Hessen antritt und dazu ihr Amt als Innenministerin niederlegt, um sich ganz dem Wahlkampf widmen zu können. Solche gewissermaßen natürlich frei werdende Posten nutzen Regierungschefs gern, um unauffällig auch andere „Problembären“ zu versetzen. Gut möglich also, dass allen inhaltlichen Mängeln zum Trotz Faeser als erste geht und Kanzler Olaf Scholz (64, SPD) die Chance zu einer Kabinettsumbildung nutzt. Lambrecht, die schon wegen der Frauenquote bleiben muss, als gelernte Juristin aber auch ohnehin lieber Innenministerin geworden wäre, könnte auf Faesers Platz wechseln, Lauterbach würde durch eine andere Gesundheitspolitikerin (z.B. Sachsens SPD-Gesundheitsministerin Petra Köpping) ersetzt und im Verteidigungsressort zur Abwechslung mal wieder jemand mit Fachkenntnis einziehen.
Motto: Fliegen und fliegen lassen und es nach einer routinierten Rochade aussehen lassen. Alles weitere steht in den Sternen der Silvesternacht.