Sebastian Friedrich schrieb für linksextreme Publikationen, die dem Antifa-Milieu entspringen und trat bei Gruppierungen auf, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Heute ist er Mitarbeiter beim NDR.

Beschäftigt der NDR linksextreme Mitarbeiter? Das geht zumindest aus Recherchen des Portals „ÖRR Blog“ hervor. Demnach hat unter anderem am Beitrag des Medienmagazins ZAPP „Wie Julian Reichelt die Wirklichkeit verdreht – und was dahintersteckt“ ein Journalist mitgearbeitet, der Distanz zum extremistischen Spektrum vermissen ließ: Sebastian Friedrich, der in der Vergangenheit für mehrere Medien und Organe der extrem linken Szene publiziert hat.
2016 arbeitete Friedrich etwa als Redakteur für das marxistische Analyseblatt analyse und kritik (ak), ein Publikationsorgan, das über linksextreme Umtriebe in Deutschland berichtet und diese theoretisch analysiert. Obwohl er 2017 ein Volontariat beim NDR antrat, veröffentlichte er ein Jahr später gemeinsam mit eben jener analyse & kritik einen Sammelband mit dem Titel „Neue Klassenpolitik: Linke Strategien gegen Rechtsruck und Neoliberalismus“ – was zumindest dafür spricht, dass Friedrich auch nach seiner Anstellung beim NDR noch berufliche Kontakte in die linksextreme publizistische Szene aufrechterhielt.
In Vergangenheit trat Friedrich bei Veranstaltungen von mehreren lokalen Antifa-Gruppen auf, wie Screenshots belegen, die pleiteticker.de vorliegen. Im März 2017 bewarb er eine Buchvorstellung bei der Interventionistischen Linken, also einer Gruppierung, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird – und markierte diese Gruppierung in einem Twitterbeitrag. Erst 2021 publizierte Friedrich bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung einen Beitrag über „Klassenkämpfe während Corona“.
NDR: „Wir erwarten, dass jegliche identifizierende Darstellung des von Ihnen genannten Mitarbeiters unterbleibt.“
Auf Anfrage von pleiteticker.de verweigerte der NDR es, Stellung zu den Auftritten Friedrich bei linksextremen Gruppierungen zu beziehen. Stattdessen teilte der Sender mit: „Wir erwarten, dass jegliche identifizierende Darstellung des von Ihnen genannten Mitarbeiters unterbleibt.“ Der Film, an dem Friedrich mitarbeitete, „entspricht den hohen journalistischen Qualitätsstandards der ZAPP-Redaktion.“
Friedrich selbst teilte 2019 der taz mit, „nie Mitglied der Interventionistischen Linken gewesen zu sein“. Autoren, die Friedrichs linksextreme Umtriebe damals kritisiert hatten, seien nicht in der Lage „einfachste journalistische Standards einzuhalten“, so Friedrich.
In dem halbstündigen NDR-Recherchefilm, der das journalistische Angebot von Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt zum Thema hat und zu dem auch der Blog pleiteticker gehört, versucht Autor Nils Altland den Beweis zu erbringen, wie „Reichelt die Wirklichkeit verdreht“. Das Stück klagt ein alternatives Medienangebot an, das dem Öffentlich-Rechtlichen zu rechts ist. Mittels einer Art digitalen Diskursanalyse wird zusammengetragen, dass sich das Programm des YouTube-Kanals „Achtung, Reichelt!“ vorrangig gegen die Grünen richte. Es wird außerdem unter anderem angemahnt, dass im Programm Widerspruch eher selten stattfinde, dass unter den Kommentatoren AfD-Fans auftauchten und dass Reichelt ein Team um sich gescharrt habe, dem die Öffentlichkeit „zu woke“ ist.
Kubicki erwarte Mitarbeiter, die sich zu „Werten unseres Grundgesetzes“ bekennen
Auf Anfrage von pleiteticker.de bezog auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki Stellung zu Friedrichs Mitarbeit am NDR-Programm. „Ich erwarte, dass Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sich eindeutig zu den Werten unseres Grundgesetzes bekennen“, so Kubicki. „Wenn Zapp einen, zweifellos fragwürdigen, Beitrag über Kontaktschuld macht, dabei aber den Splitter nicht im eigenen Auge sieht, dann erhöht das nicht die eigene Glaubwürdigkeit.“ In dem NDR-Stück hatte Autor Altland versucht, Kubicki für ein bei „Achtung, Reichelt!“ gegebenes Interview in Misskredit zu bringen.