Auf Bali vom Klebe-Protest erholen? Zwei Aktivisten der sogenannten „Letzten Generation“ haben unfreiwillig eine Debatte über Doppelmoral in der Klima-Bewegung ausgelöst – weil sie ihre Gerichtsverhandlung wegen einer Fernreise nach Indonesien verpasst haben.

Die Klima-Kleber Luisa S. (22) und Yannick S. (24) blockierten im September eine Straße im Stuttgarter Berufsverkehr. Ihre Botschaft: „Öl sparen statt bohren.“ Als der Gerichtsprozess anstand, waren beide – Yannick als Angeklagter, Luisa als Zeugin – unpässlich: wegen einer Fernreise auf die sonnige Insel Bali.
Bei Politikern, die sich von den Klima-Klebern immer wieder heftige Vorwürfe von zu wenig Klimaschutz anhören müssen, stößt diese Doppelmoral sauer auf: „Wer anderen ständig die moralische Monstranz hochhält, muss Acht geben, dass er selbst glaubwürdig bleibt“, sagt Unions-Fraktionsvize Julia Klöckner (CDU) zu „Pleiteticker.de“ über das Verhalten der Aktivisten.
Michael Kruse, energiepolitischer Sprecher der FDP im Bundestag, hat dafür nur noch Galgenhumor übrig: „Zum Glück hat sich niemand vor den Flieger der Klima-Kleber geklebt. Nicht auszudenken, wie sie reagiert hätten, wenn sie in ihrem stressigen Protestleben von Aktivisten behindert worden wären. Ironie off.“
Eigentlich behaupten die Klebe-Aktivisten, mit ihren Protest- und Blockade-Aktionen den Ausstoß von CO2 verhindern zu wollen, erheben immer wieder den moralischen Zeigefinger und zeichnen ohne radikale Klimaschutz-Maßnahmen ein apokalyptisches Bild der Zukunft.
Bei einer Flugreise von Deutschland über Thailand auf die Insel Bali und zurück, entstehen aber für zwei Personen rund 7,7 Tonnen Kohlendioxid – so viel, wie der Durchschnitts-Deutsche in acht Monaten verbraucht. Für die Dachorganisation der Klebe-Proteste, die „Letzte Generation“ kein Problem: Die Reise als Privatleute“ und „nicht als Klimaschützer“ bebucht worden.